Freitag, 8. Juli 2016

1967 - Jefferson Airplane bis Captain Beefheart - Der „Summer of Love“ und Monterey und all die Hippies

Der Summer of Love wird oft mit dem Woodstock-Festival gleichgesetzt – Ich habe das jedenfalls getan, was aber falsch ist: Woodstock fand zwei Jahre später statt, im Sommer '69. Das Musikfestival, das für den Summer of Love steht, war das Monterey Pop Festival, lustigerweise ein Festival, bei dem die Bands die absagten fast namhafter sind als die, die dabei waren. Nach anfänglichen Zusagen doch nicht dabei waren die Beach Boys, die Beatles (obwohl deren Mitglieder teils im Organisationskomitee saßen), die Stones und Cream. Dabei waren immerhin u.a. Hendrix, Jefferson Airplane, The Byrds, etc. Der Begriff Summer of Love steht aber vor Allem für den Höhepunkt der Hippie Bewegung und ihrer free everything Ethik. Im San Francisco-Stadtteil Haight Ashbury sammelten sich im Sommer '67 bis zu 100.000 jungen Leute aus allen möglichen Landesteilen, um freie Musik, freie Liebe, freies Essen, freie medizinische Versorgung, freie...... jedenfalls alles was ging miteinander zu teilen. Anlass war eine allgemeine Protesthaltung gegen das Establishment, - das im Jahr zuvor LSD verboten hatte, das für den Vietnam-Krieg stand, das reaktionär und spießig war. Eine freiere Kultur dagegen zu setzen, war ein hehres Ziel, allerdings zog diese Idee auch eine große Anzahl von Abzockern und Schnorrern an, die den freien „Spirit“ auf jede mögliche Art ausnutzten. Dazu kam ein Haufen von eitlen Wortführern, dubiosen Gurus und tumben Mitläufern, die die Ideale der Hippies in kürzester Zeit als schlichte Utopie entlarven sollten. Die Selbsterkenntnis reichte immerhin so weit, dass schon im Oktober – als viele der jungen Leute ihr Studium wieder aufnahmen und Haight Ashbury sich wieder leerte – bei der „Death of the Hippie“-Zeremonie die Szene zu Grabe getragen wurde. Die Ideale sind als solche natürlich erhalten geblieben, das Experiment mag gescheitert sein, aber seine Nachwirkungen – auch und vor Allem die musikalischen – sind bis heute spürbar. Also: Nicht zu viel Ironie bitte..... Und nun zur Musik, bzw. zu dem Teil den ich hier unterbringen will.

Jefferson Airplane

Surrealistic Pillow


(RCA, 1967)




Jefferson Airplane

After Bathing At Baxters


(RCA, 1967)

Jefferson Airplane hatten 1967 ihr Debut schon hinter sich, aber erst mit Surrealistc Pillow - mit Sängerin Grace Slick als Neuzugang - schufen sie eines DER Alben des Summer of Love. Die Band wohnte in einer viktorianischen Villa in San Francisco, wo sie vermutlich alle denkbaren bewusstseinserweiternden Substanzen ausprobierten und Songs schrieben, die Folk, Rock und Spuren von Blues mit seltsamen Sounds zu einer Melange verquirlten, die es so noch nicht gegeben hatte. Das Kunststück dabei war: Sie kreierten eine bestimmte Atmosphäre – ein „Alles ist möglich“ – das für diese Zeit, speziell für dieses Jahr des „Summer of Love“ stehen sollte. Da sind die Hippie-Hymnen und Top-Ten Singles „White Rabbit“ und „Somebody to Love“, aber auch der Rest ist von höchster Qualität: Die anmutige Folk Ballade „Comin' Back to Me“ oder das sublime „Embryonic Journey“ sind besser - auch besser produziert als das meiste was in diesem ereignisreichen Jahr entstehen sollte. Mit der sauberen Produktion allerdings war die Band nicht einverstanden, da sie ihrer Meinung nach den freieren Sound der Konzerte nicht wiedergab. So sollte das zehn Monate später erscheinende After Bathing At Baxters dann auch eine ganz andere Band und einen weit freieren Sound präsentieren. Es waren dieselben Musiker, aber LSD, Erfolg und gestiegenes Selbstbewußtsein ließen sie immer mehr Dinge aus-probieren, die man so nicht kannte. Die Basis war zwar immer noch Folk und Rock, aber Jorma Kaukonen drehte die Gitarren auf und ließ sie Geräusche machen, die seltsam und fremd waren, die drei Sänger der Band scherten sich nicht um Harmonie und wie gut sie klangen und die Band spielte ein Album ein, das mit all seinen Klang-collagen und Sounds keinerlei Zugeständnisse mehr an Kommerzialität macht. Es ist ein schwieriges Album, aber die Band hatte die Klasse und die Konzentration um Songs wie das psychedelische „Rejoyce“ oder „Watch her Ride“ in all ihrer Looseness zusammenzuhalten. Grace Slick und Paul Kantner hatten das Sonwriting fast komplett von Martin Balin übernommen um in den 5 Hymnen dieses Albums eine Art Konzeptalbum des Psychedelic Rock zu machen. Und es funktionierte – dieses eine Mal.

Country Joe & the Fish 

Electric Music for the Mind and Body


(Vanguard, 1967)




Country Joe & the Fish

I Feel Like I'm Fixin' To Die


(Vanguard, 1967)


Was Jefferson Airplane auf ihrem freien Meisterwerk After Bathing At Baxters ausformulierten, hatten Country Joe and the Fish schon weit vorgedacht. Sie hatten sich seit 1965 mit ihrem provokanten Namen (Country Joe steht für Josef Stalin) und mit lebendigen Liveshows in der Schnittmenge aus Jug-Band und Acid Rock einen Namen gemacht, in angesagten Venues wie dem Avalon Ballroom und dem Fillmore Auditorium ein Publikum erspielt und beim Klassik Label Vanguard 1967 einen Plattenvertrag bekommen. Und mit ihrer Musik und ihrer inzwischen durchaus dazugewonnenen Virtuosität und vor allem ihrer klaren politischen Haltung wurden sie 1967 zu einem der großen Acts der Westküste. Electric Music for the Mind and Body war exakt was der Titel versprach: Ein Halluzinogen in musikalischer Form, gespeist aus einem Mix aus Jazz, Folk, Klassik, Rock das zwischen Good Timey Music und Apokalypse pendelte, zwar keinen Hit hatte, aber ohne weiteres neben den anderen Meisterwerken dieser Zeit zu bestehen vermag. Auf ihrem Debut hatten Country Joe and the Fish den Titelsong ihres zweiten Albums noch wegen seines expliziten Textes weglassen müssen. Nach dem Erfolg von Electric Music.. konnten sie sich mehr erlauben, zumal die Zeiten sich gewandelt zu haben schienen. „I Feel Like I'm Fixin' to Die“ war er nun dabei, aber leider hatte die Band auf ihrem 2. Album auch ein paar schwächere Songs dabei. Nicht dass das Album nicht unterhaltsam wäre, aber es gab Ende 1967 wie oben erwähnt einen regelrechten Ausverkauf der Hippie-Ästhetik. Bands durften machen was sie wollten, zumal wenn sie beim ersten Mal Erfolg gehabt hatten, und so gab es auf I Feel Like I'm Fixin' To Die einige seltsam uninspirierte Momente, Ideen, die anscheinend nur aufgrund ihrer Exzentrizität verfolgt wurden, ein Zuviel an Freiheit. Und so stellten sie sich mit ihrer Hippie Naivität als Zielscheibe für Musiker wie Frank Zappa auf. Und trotzdem: Auch hier gibt es gute Songs wie "Who Am I" und "Thursday" - schöne psychedelische Balladen. Und natürlich ihren Trademark-Song, den Titel-Song, der mit seiner rasanten Energie vollkommen atypisch für das Album ist, und der als klassische Antikriegs-Satire einer der berühmtesten Protestsongs seiner Zeit wurde. Es ist ein Album, das weit mehr in noch seiner Zeit gefangen ist als das Debut.

Moby Grape

s/t


(Columbia, 1967)

 

Als Moby Grape ihr Debut veröffentlichten, überschlugen sich die Kritiker mit Lobeshymnen. Ihr gleichnamiges Album wurde gar mit Rubber Soul verglichen - was ihm nicht gut tat, Die Band aus San Francisco – bestehend aus fünf Songwritern, drei kongenialen Gitarristen und einer fähigen Rhythmussektion - hatte alles, was den perfekten Sound dieser Zeit ausmachte – und eröffnete ihm sogar noch neue Dimensionen. Die Erwartungen bei Columbia Records waren so groß, dass fünf Singles gleichzeitig veröffentlicht wurden, eine Marketing- Entscheidung, die sich als tödlich erweisen sollte. Dabei hatten Songs wie „Omaha“,„Hey Grandma“ oder „8:05“ Tiefe und Hitpotential zugleich und klangen wie keine andere Band ihrer Zeit – so warm und kraftvoll. Aber das Bild der gehypten Band, schlechte Trips, gierige Manager und eine absurd stressige Promotion-Tour ließen die Band in kürzester Zeit ausbrennen. Zwar spielten sie noch beim Monterey Pop Festival, aber andere Bands wie Jefferson Airplane oder Grateful Dead zogen schnell an ihnen vorbei. Später wurde Skip Spence mit seinem von Psychosen und Drogen geprägten Meisterwerk Oar nicht ganz so berühmt wie sein Bruder im Geiste Syd Barrett in England. Moby Grape gilt heute zu Recht als Klassiker des San Francisco-Sound. Kurio am Rande: Das Cover mit dem klitzekleinen ausgestreckten Mittelfinger auf dem Waschbrett wurde "indiziert"... Was für Zeiten.


The Byrds

Younger Than Yesterday


(CBS, 1967)

 

Und ein weiterer Teilnehmer am Monterey Pop-Festival: Younger Than Yesterday war das vierte Album der Byrds innerhalb von nicht einmal zwei Jahren. Vielleicht ging es deswegen zur Zeit seiner Veröffentlichung etwas unter. Inzwischen hat Younger... sich jedoch als erstaunlich zeitlos erwiesen, was ganz gewiss daran liegt, dass die Songwriter McGuinn und vor allem Crosby und Hillman einerseits große Popmusik - wie auf den drei Vorgängeralben - schufen, andererseits mit ihrer Musik nun aber auch mit aller Konsequenz in die Zukunft wiesen. Die früheren Beatles-Anklänge waren nun quasi verschwunden, es gab Psychedelic Rock mit „Renaissance Fair“, Anklänge an die kommende Country-Rock Phase mit Bluegrass bei „Time Between“ eine weitere grandiose Single Auskopplung mit dem sardonischen „So You Want to be a Rock'n'Roll Star“, Crosby's jazziges „Everybody's Been Burned“ und mit „My Back Pages“ein weiteres definitves Dylan Cover. Bis auf die Spinnerei „Mind Gardens“ gibt es keine Ausfälle, und man hört nun sehr deutlich, welchen Einfluss die Byrds auf Bands wie R.E.M. haben würden. Und all das in gerade mal einer halben Stunde Musik.

  

Buffalo Springfield

Again


(Atco, 1967)

 

Buffalo Springfield waren von Beginn an eine Band kurz vor der Kernschmelze - mit den Kreativkernen Stephen Stills und Neil Young, die einander günstigenfalls umkreisen und im ungünstigen Fall aufeinanderprallen und explodieren. Bei den Aufnahmen zum zweiten Album  Buffalo Springfield Again soll es einige Male geknallt haben, und Neil Young verließ die Band diverse Male, kam aber auf Betreiben Richie Furay's, des Ruhepols in der Band, immer wieder zurück. Furay schrieb sich in „A Child's Claim to Fame“ den Frust über den Tumult von der Seele – und Young sang dazu die Harmonies. Das Album ist so zerrissen wie ein paar Monate später das Weisse Album der Beatles – von einem „Zusammen“-Spiel der Protagonisten kann nicht die Rede sein, dafür aber versuchen Stills und Young einander mit großen Songs zu überbieten. Da sind von Young der rasante Opener „Mr. Soul“, der Closer „Broken Arrow“, der eher auf Young's spätere Solo-Karriere verweist und mit „Expecting to Fly“ eines von Young's schönsten Stücken. Stephen Stills Songs sind weniger stark, oder besser – sie sind so wie Alles was er auch in seiner Solo-Karriere machen würde, sie haben eine bestimmte Spannung und Schärfe, die in kleinen Dosen genossen angenehm ist, aber über ein ganzes Album anstrengend und eintönig werden können – was hier naturgemäß nicht passieren kann. „Everyday“, „Bluebirds“ und „Rock'n'Roll Woman“ leben von Stills' Vocals und seinem fliessenden Gitarrenspiel – auf letzterem soll gar David Crosby mitgesungen haben, ein Hinweis auf die Paarung von Crosby, Stills und Young in den Tagen die da noch kommen würden. So ist Buffalo Springfield Again eine famose, etwas uneinheitliche Songsammlung und ein Abbild dieser Tage. 

PS - Young hatte die Band übrigens zum Monterey Pop Festival mal wieder verlassen

Canned Heat

s/t


(Liberty, 1967)

 

Weitere Teilnehmer am legendären Festival waren die Blues-Fanatiker von Canned Heat, deren erstes Album direkt im Anschluss veröffentlicht wurde. Hier hatten sich Pre-War-Schellack - Plattensammler mit teils beträchtlichen Fähigkeiten zusammengetan, um den Blues ihrer Vorbilder in die Zeit elektrischer Gitarren und freier Liebe zu übertragen. Man muß sich klar machen: 1967 gab es keine Streaming-Dienste oder YouTube Kanäle für Blues-Fetischisten. Alte Schellack Platten waren DIE Quelle um den alten Blues zu studieren. Da war bei Canned Heat Al „Blind Owl“ Wilson, der mit John Fahey zusammen alte Bluesmusiker gesucht und gefunden und wieder zum Auftreten überredet hatte, ein ganz famoser Harp-Player, Slide-Gitarrist und Sänger mit hoher Stimme in der Art von Skip James etwa. Und sein Freund und Plattensammler Bob Hite, mit kraftvoller Blues-Stimme und bärenhafter Statur sowie der Gitarrist – und Blues Collector Henry Vestine, der zuvor u.a. bei Zappa's Mothers gespielt hatte – langhaarige Hippies also, die Ahnung von Blues hatten. Ihr erstes selbstbetiteltes Album ist noch sehr nah an den Vorbildern. Sie covern Muddy Waters, Willie Dixon und Elmore James' „Dust My Broom“ und halten sich nah an den Vorbildern auf, sie schreiben eigene Songs wie den „Bullfrog Blues“ oder den „Big Road Blues“, die sich in Wenig von den Originalen unterscheiden, sie beweisen auf diesem Album Kompetenz und Leidenschaft, aber noch sind sie nicht bei den treibenden Boogie-Rhythmen angekommen, die sie bald zu einer völlig eigenständigen Band machen würden. Canned Heat ist ein gutes, aber noch kein fantastisches Album, da möge man zum Nachfolger Boogie With Canned Heat greifen. Aber mit Canned Heat kam nun ernsthafte Konkurrenz für britische Bluesbands wie die Bluesbreakers oder Fleetwood Mac aus den USA, die den Blues modernisieren würde.

  

Laura Nyro


More Than A Discovery


(Verve, 1967)


 

Laura Nigro wurde 1947 in New York geboren, ihre Herkunft mit russisch jüdischen, polnischen und italienischen Wurzeln ist genau wie die Musik, die sie machte, Spiegelbild ihrer Heimat-Stadt,, sie ist ein Schmelztiegel und klingt allein schon dadurch nach New York. Schon als Kind hatte sie Klavier gelernt und als Teenager mit Freunden in den Straßen ihres Viertels gesungen. 1966 benannte sie sich in Laura Nyro um und brachte das erfolgreiche Folk-Trio Peter, Paul & Mary dazu, ihren Song "And When I Die" aufzunehmen. Sie bekam einen Vertrag beim Verve Folkways Label, und nahm noch im selben Jahr ihr Debut More Than A New Discovery auf. Obwohl Nyro sich später von dem Album distanzieren sollte, sind hier schon Stärken der kommenden Jahre zu hören. Das Album mag teilweise arg überproduziert sein, hat gewaltige Orchester- und Bläserparts und ist dafür rhythmisch weniger ausgefeilt als das was da kommen sollte, aber Manchem mag der hier dargebotene Mix aus weissem Soul, Girl-Group Power, Musical und Folk auch besser gefallen als die artifizielle Musik der kommenden Jahre. Dazu singt die da gerade 19-jährige nicht ganz so angestrengt wie sie es später tun sollte. Und auch wenn das Album selber sich nicht besonders gut verkaufte – viele der hier enthaltenen Songs wurden von andern Band und Musikern teils sehr erfolgreich gecovert: Blood, Sweat & Tears, Barbara Streisand, The 5th Dimension bedienten sich bei ihr. Nyro spielte im selben Jahr auf dem Monterey Pop Festival und der junge David Geffen war so beeindruckt, dass er sie zum Columbia Label holte, wo sie in den folgenden Jahren etliche Alben veröffentlichte.


Wer war sonst so dabei...?


....weitere Teilnehmer am Monterey Pop Festival, deren Alben 1967 entweder noch nicht erschienen waren, oder meiner Meinung nach nicht ganz so interessant sind: Grateful Dead waren dabei, aber ihr 67'er Debut ist nicht so gut, wie das was kommen wird – die haben noch keine Ahnung, wie sie ihre Live-Qualitäten ins Studio bringen sollen. Das gilt auch für Quicksilver Messenger Service, deren Debut auch erst '68 erscheint. Simon & Garfunkel, Big Brother & the Holding Company, und die Steve Miller Band sind auch dabei, ihre Debutalben folgen im nächsten Jahr. Die Paul Butterfield Blues Band und die Mamas and the Papas haben ihr bestes Album schon vor '67 gemacht (...finde ich - und das allein zählt...), die Animals, die auch beim Festival dabei sind, sind gerade aus England hier gelandet, Otis Redding, Hendrix, The Who – sie alle behandele ich an anderer Stelle: Aber es gibt eine große Anzahl von Alben, die nur in dieser Zeit der Experimentierlust und Freiheit entstehen konnten – wie zum Beispiel...


The Beach Boys

Smiley Smile


(Capitol, 1967)

 

Jaja, die Beach Boys. Eigentlich hatte Brian Wilson vorgehabt, die Beatles zu überflügeln. Er hatte mit Pet Sounds bewiesen, dass er auch alleine mit den vier Briten konkurrieren konnte. Allein: Seine Mitstreiter hatten wohl weder Lust seinen ausufernden und zeitraubenden Ideen im Studio zu folgen, noch wollten sie reine Zuträger sein. Sie weigerten sich schlicht, die Sessions zu Smile – dem Nachfolger bzw. der verbesserten Version von Pet Sounds - weiterzuführen. Dazu kamen diverse Streitigkeiten mit der Plattenfirma und Brian Wilsons wachsende psychische Probleme, die dazu führten, dass das Album nicht vor dem Meisterwerk der Konkurrenten aus Liverpool fertig wurde. Brian Wilson gab sich geschlagen und bis weit ins nächste Jahrtausend blieb Smile ein Phantom und eine Wunschvorstellung. Stattdessen nahmen die Beach Boys Smiley Smile auf - ein bisschen Resteverwertung aber im Grunde ein eigenes und eigenständiges Album – das allerdings seinerzeit in Erwartung größerer Taten, als Enttäuschung wahrgenommen wurde, und das sich wegen seines exzellenten Vorgängers und dann auch noch wegen des unglücklichen Titels immer wieder ungerechten Vergleichen stellen muß. Dabei ist es nicht schlecht: Die Experimente mögen manchmal mitunter albern klingen, vor Allem, weil bei den Aufnahmen zu Smiley Smile alles etwas low key war - aber die Höhepunkte – die Singles „Heroes and Villains“ und „Good Vibrations“ zeigen natürlich , wie phantastisch Smile hätte werden können. Songs wie „Wind Chimes“ sind äußerst ungewöhnlich arrangiert, bei „Vegetables“ werden Percussion-Sounds durch Beissgeräusche mit Gemüse erzeugt, „She's Going Bald“ mag – durch erhöhte Bandlaufgeschwindigkeit und dadurch entstehende Helium-Stimmen - albern beginnen, aber es endet zauberhaft. Es mag ein uneinheitliches Album sein, aber es enthält bei seiner Kürze von gerade mal 27 Minuten einfach einige sehr schöne Titel... und die Beach Boys waren NICHT beim Monterey Pop Festival.. (aber sehr mit den Bildern zum Summer of Love verbunden...), genauso wie...

 

The Doors

s/t


(Elektra, 1967)



The Doors

Strange Days


(Elektra, 1967)



Ein beeindruckendes Debut, und das frühvollendete Werk einer Band, die danach zwar immer noch sehr gut sein konnte, die aber alles Wichtige schon hier ausgesprochen hatte. Die Doors hatten einen exklusiven Sound -ohne Bass, dafür mit Drums und Keyboards, die sowohl das Rhythmusfundament legen als auch die Melodie tragen konnten, einen spinnenhaften Gitarrenton, der seine Soundnetz über dieses Fundament webte und einen Sänger, der sich in juvenilem Hochmut für einen großen Dichter und Sänger hielt, der gut aussah und der dementsprechend selbstbewusst klang. Aber die Doors hatten auf ihrer ersten Platte auch die Songs, die ihr Selbstvertrauen befeuerten: Schon die Einleitung mit „Break on Through“ bot einen ihrer besten Songs - und stand auch textlich für ihren Willen neues zu wagen. Genauso das oedipale Drama „The End“. Überambitioniert, aber beeindruckend. Oder der der Love Song in excelsius „Light My Fire“, oder Proto-Gothic in „Crystal Ship“ und „End of the Night“, Kurt Weill-Vaudeville im „Alabama Song“, es gibt auf diesem Debut so vieles an wunderbarer Musik, dass eine Steigerung eigentlich gar nicht mehr denkbar war. Und diese Musik war so neu, so revolutionär, weil sie eine Tiefe suggerierte, die in vielen anderen Fällen fehlte. Sie bot sozusagen Psychedeilc für Existenzialisten, oder solche die so etwas werden wollten.

Da kam das neun Monate später erschienenen Strange Days natürlich genau richtig: Es gab genug Menschen, die mehr von dieser Musik haben wollten, allerdings wurde hier auch deutlich, dass neun Monate eine zu kurze Zeit für eine echte Weriterentwicklung ist. Viele der Songs waren zur selben Zeit geschrieben worden wie die Songs auf The Doors. Es wurden Reste verwertet. Nicht dass hier alles nur zweite Wahl gewesen wäre, aber die Doors zementierten „lediglich“ ihren Status – mit allen positiven und negativen Seiten. Der Titelsong und das funky „Moonlight Drive“ wären auch auf dem Debut neben den anderen guten Songs nicht fehl am Platze gewesen. Das Rhythmische „Love Me Two Times“ wurde zurecht ein kleiner Hit “My Eyes Have Seen You“ und „I Can't See Your Face in My Mind“ waren ebenfalls tolle Songs, das Pendant zu „The End“, das 11-minütige „When the Music's Over“ - von der Band gerne als Showstopper eingesetzt – zeigte aber auch, dass sie zu übermäßigem Bombast und vor Allem Sänger und „Dichter-Texter“ Jim Morrison zur Hybris neigten. Die Doors hatten ein düstereres Image als viele andere Bands ihrer Zeit, und das machte sie aufregend, aber auf dem zweiten Album sah man auch schon, was passieren konnte, wenn dieses Image zur Pose wurde. Noch war es jedoch nicht so weit. Noch waren die Zeiten so unschuldig, dass eine Band wie die Doors glühende Verehrer finden konnte. Ihr Sound auf jeden Fall war - und ist auch bis heute – vollkommen eigenständig. Die Doors sind eine weitere sehr wichtige Facette der Musik des „Summer of Love“, zumal sie sich in San Francisco genau am richtigen Ort aufhielten und beim Elektra- Label genau dort waren, wo der Puls der Zeit am lautesten Schlug.

Love

Da Capo


(Elektra, 1967)




Love

Forever Changes


(Elektra, 1967)


Love war die andere Band, die auf dem aufsteigenden Elektra-Label als Stars gehandelt wurde. Und sie hätten die Doors zeitweise leicht überflügeln können. Musikalisch waren sie besser, einfallsreicher und auch abenteuerlustiger. Love mag nach heutigen Masstäben die erste wirklich erfolgreiche Underground Band sein, aber sie weigerten sich außerhalb der San Francisco Area zu touren, waren somit zunächst ein lokales Phänomen und dann waren da noch Drogen und mit Arthur Lee ein äußerst schwieriger und exzentrischer Frontmann. Dabei ist Da Capo, das zweite Album der Band ein psychedelisches Meisterstück, fast schmerzhaft schön und melodiös, die perfekte Verbindung aus der Musik der Byrds und der Stones. Songs wie ihr einziger Hit, das fast punkige „Seven & Seven Is“, das jazzige „Stephanie Knows Who“ und vor allem „She Comes in Colors“ gehören mit zum Besten, was diese Zeit bieten kann. Die zweite Seite der LP jedoch verlor durch eine 19-minütige Jam Session etwas an Spannung. Und nach dem kleinen Erfolg der Single und dem Hype um die 7-köpfige Band kamen immer mehr Drogen ins Spiel, Bandleader Arthur Lee's Verhalten wurde immer erratischer, die Band drohte auseinanderzubrechen. Das dritte Album sollte sogar zunächst nur mit Session- Musikern eigespielt werden, aber Lee und sein Songwriterkollege Bryan McLean rissen sich noch einmal zusammen -, und spielten im selben Jahr noch ihr Magnum Opus ein. Forever Changes hatte seltsamer-weise nur geringen kommerziellen Erfolg, kann aber getrost als eines DER Highlights des Psychedelic-Rocks bezeichnet werden und klingt auch heute noch überraschend zeitlos. Es beginnt schon mit dem wunderschönen Latin-Baroque Pop von „Alone Again Or“, mit perfektem Bläserarrangement und Lees unnachahmlichem akustischem Gitarrenspiel, einem Element, das auf dem Album verstärkt eingesetzt wurde. Das sanfte „Andmoreagain“, „Maybe the People Would Be the Times or Between Clark and Hillsdale“, „The Red Telephone“.. all diese Songs sind perfekt in ihrer Schönheit und klingen zugleich seltsam verloren und düster. Während der Aufnahmen gab es tatsächlich große Spannungen zwischen den Musikern, und es schien als würde das Ende des Summer of Love, die Katastrophe von Altamont und die Rassenunruhen in Chicago schon ihre Schatten auf die Musik vorauswerfen. Die Bestzung der Band brach bald nach diesem Album auseinander und Love wurden zur One Man Show für Arthur Lee.


... und die Antithese zum Hippietum, aber damit auch irgendwie wieder zwingend in dieser Zeit verortet – diese beiden Alben hier...


Mothers Of Invention

Absolutely Free


(Verve, 1967)

Das Debut der Mothers of Invention - Freak Out - war schon eine äußerst abwechslungsreiche Angelegenheit gewesen. Auf dem zweiten Album nun fügte Zappa seinem Gemisch noch Elemente aus der von ihm so geliebten klassischen Musik hinzu. Dass er Strawinsky verehrte, wurde mit einem Zitat von dessen "Petrushka" deutlich gemacht. Zappa's grundlegendes Wissen um klassische und moderne Musik mag mancher allerdings unter den absurden und immens kritischen Texten leicht übersehen haben. Seine satirische Kommentare wurden immer expliziter, er machte sich über den aufgesetzten Non-Konformismus der Hippie-Kultur genauso lustig, wie über den Konformismus der amerikanischen Gesellschaft, er lästerte böse über soziale Missstände und vermied es auf jede mögliche Weise, sich irgendeiner Gruppe zuordnen zu lassen. Die Musik schien auf das jeweilige Thema zugeschnitten, es gab auf jeder LP-Seite mehrere kürzere Stücke sowie jeweils eine längere orchestrierte „Suite“, von der „Brown Shoes Don't Make It“ ein regelrechter Hit werden sollte. Absolutely Free zeigte noch mehr als der Vorgänger, dass Zappa eine vollkommen eigenständige Sprache gefunden hatte, und auch wenn dem Album vielleicht im Vergleich zum Vorgänger ein wenig der Focus zu fehlen scheint - es ist bietet den bessere Einblick in den Kosmos, den er schaffen sollte. Ach ja, und dies ist keine Hippie Musik, genauso wenig wie.....

Captain Beefheart & His Magic Band

Safe As Milk


(Buddha Rec., 1967)

... Captain Beefheart . Der zwar die Toleranz und Experimentierfreude dieser Zeit genutzt haben mag, der aber wenig mit Love & Peace am Hut gehabt haben wird. Never Mind Trout Mask Replica, here comes Safe As Milk. Eigentlich gilt ja das zwei Jahre später erschienene Doppelalbum als Don Van Vliets Meisterstück, aber es ist wahrscheinlich auch eines der am seltensten wirklich gehörten Referenzalben der Popmusik. Da ist das Debutalbum des Captain mit seiner Magic Band schon weit zugänglicher. Wobei - auch dies ist äußerst exzentrische und intensive Musik. Hier wird alter Blues, Jazz und Pop durch einen zerbrochenen Spiegel reflektiert. Zwar gibt es Stücke, die man fast als hitverdächtig bezeichnen möchte – schon das Eröffnungsstück „Sure 'nuff N' Yes I Do“ hat einen unwiderstehlichen Drive und selbst die „abgedrehteren“ Stücke wie „Electricity“ oder „Zig Zag Wanderer“ sind unter dem seltsamen Getöse der virtuosen Band und der Vier-Oktaven Stimme von Van Vliet zwar ungewöhnlich, fahren aber melodisch noch nicht vollkommen aus der gewohnten Spur. „Call on Me“ und „Yellow Brick Road“ hätten sogar fast Hit-Potenzial, aber letztlich war Safe As Milk auch '67 (.. und eigentlich auch danach...) seiner Zeit zu weit voraus, als dass sich irgendein Hippie dazu einen gepflegten Joint zu gedreht hätte. Ach ja: der junge Ry Cooder arrangierte und spielt hier auch mit !

































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