Serbien und Kroatien schließen einen Waffenstillstandsabkommen, diverse Balkanstaaten werden von der Weltgemeinschaft anerkannt – und im August beschießt die serbische Armee die Nationalbibliothek in Sarajevo. Damit beginnt der Bosnienkrieg – ein „Teil“ des lange andauernden Konfliktes im ehemaligen Jugoslawien. In Los Angeles kommt es nach den Freisprüchen für zwei Polizisten im sog. Rodney King Prozess zu 6 Tage andauernden Rassenunruhen bei denen 50 Menschen umkommen. In Deutschland kommt es in Rostock-Lichtenhagen und in Mölln zu massiven rechtsextremen Übergriffen. Bill Clinton wird Präsident der Vereinigten Staaten. Die beiden Willie's Brand und Dixon sterben, ebenso Olivier Messiaen und Anthony Perkins. In der Musik haben sich Grunge und andere Spielarten des ehemaligen Indie-Sounds im Mainstream etabliert, leider werden von der Industrie inzwischen auch Marionetten, die nach Slacker aussehen, auf den übersättigten Markt geworfen, und daher geht in der unüberschaubaren Masse auch so manches an guter Musik unter. R.E.M. und Pavement sind die Erfolgsmodelle für die 90er, Grunge ist modisch geworden, die Fixer Alice In Chains haben ihren größten Erfolg (durchaus zu Recht...). Und auch im Hip Hop kommen diverse Acts mit Genre-definierenden Meisterwerken daher. Der Mix aus Rap und Hardrock – genannt Crossover - hat mit Rage Against the Machine und Faith No More seinen kurzen Höhepunkt. Die Second Wave of Black Metal beginnt, die Bands aus der sogenannten Shoegaze-Szene schaffen ebenfalls ein paar große Alben, werden von der Presse aber abgestraft oder ignoriert. Hardcore unterteilt sich in verschiedene Sub-Genres und Bands wie Neurosis mischen diesem Stil neue Bestandteile bei. die Verästelung in verschiedene „Sub-Genres“ nimmt allgemein zu. 1992 ist musikalisch ein reiches Jahr mit einigen wirklich tollen Platten, und einige der früheren Underground Acts etablieren sich nun endgültig im Mainstream. Andere jedoch schaffen den Sprung nicht und bleiben im Underground. Und ganz schlimm dieses Jahr ist ein gewisser Billy Ray Cyrus mit seinem Hit „Achy Breaky Heart“ oder auch Whitney Houston's Film / Soundtrack The Bodyguard, oder der blöde Euro-Pop von Roxette.... und so was überschwemmt das Radio und vergiftet die Ohren..,
R.E.M.
Automatic For The People
(Warner
Bros., 1992)
R.E.M. hatten in den letzten Jahre kontinuierlich ihre Karriere vorangetrieben, hatten mit ihrer Musik den Brückenschlag zwischen Independent-Credibility und kommerziellem Erfolg hinbekommen - das zumindest sah die Mehrheit des Publikums so – dass etliche Fans aus den „Independent Tagen“ der ersten vier Alben da bis heute anderer Ansicht sind, ist eine andere Sache... Der poppige Vorgänger Out Of Time jedenfalls war zwar künstlerisch eher unbefriedigend, kommerziell aber immens erfolgreich gewesen. Jetzt kündigten die vier Musiker einen härteren Kurs an, - und veröffentlichten mit Automatic for the People die ruhigste, zurückhaltendste, aber vor allem die meiner Meinung nach zeitloseste und beste LP ihrer Karriere. Automatic.. ist im Grunde eine Kollektion von Folk-Songs - emotional so direkt wie selten zuvor bei dieser Band, mit einer deutlich melancholischen Grundstimmung. Die Songs sind in die feinen Streicher - Arrangemets des ehemaligen Led Zeppelin. Bassisten John Paul Jones und die akustische Instrumentierung von Peter Buck gebettet und die Dichte an wunderbar geschriebenen Songs ist immens. „Everybody Hurts“, und „Man on the Moon“ wurden echte Hits, aber auch unbekanntere – weil nicht als Single veröffentlicht – Songs, wie „Sweetness Follows“ oder „Nightswimming“ fallen um keinen Deut ab und lassen das Album wie aus einem Guß erscheinen. Mit Recht ist dies für viele die beste Platte von R.E.M – zusammen mit Reckoning – ihrem zweiten Album und Adventures in HiFi – und Up - undsoweiter, die waren wirklich gut finde ich...
Tom Waits
Bone Machine
(Island,
1992)
Bone Machine ist nach den Vorgängern Swordfishtrombones und Rain Dogs der Höhepunkt einer Trilogie. Waits hatte den Sound, den er auf Bone Machine einsetzte auf den vorherigen Platten entwickelt und trieb ihn nun auf die Spitze. Auf die Knochen reduziert, mit Junkyard Percussion und anderer ungewöhnlicher Instrumentierung, mit teils extrem übersteuerten Vocals, ist Bone Machine soundmäßig ziemlich schwere Kost. Und es ist passenderweise voller Songs, die Tod und Zerstörung thematisieren, Apokalypse und düstere Schicksale. Die dazu passenden Bilder in den Texten sind auf's Feinste modelliert (...was immer Waits' größte Kunst war). Und dann ist daneben dieser melodische Reichtum, sind da Waits' Songwriter-Fähigkeiten, die wieder einmal glänzen und alles Schräge erträglich machen, ja sogar in ein schillerndes Licht tauchten. „Earth Died Screaming“ oder „Murder in the Red Barn“ sind finstere Moritaten, in düsteres Licht getauchte Poesie, „Black Wings“ ist trotz seines endzeitlichen Textes wunderbar melodisch und mit regelrecht cinematografischen Textbildern ausgestattet, und „I Don't Wanna Grow Up“ - der „Hit" dieser Platte – ist auf herrlich absurde Art albern. Es ist mindestens Waits' bestes Album der 90er, für mich sogar sein bestes überhaupt.
Red House Painters
Down Colorful Hill
(4ad,
1992)
Und noch ein Album mit monochromem Cover... Die Red House Painters waren das Projekt des Songwriters Mark Kozelek, sein Vehikel für Songs über Schmerz, Verzweiflung und Verlust. Er hatte in den Jahren zuvor das Interesse des musikalisch gleichgesinnten Mark Eitzel von American Music Club erregt, und dieser hatte ihm den Kontakt zum 4AD Label vermittelt. Down Colourful Hill ist eigentlich eine Kollektion von Demos aus den Jahren von 1989 bis 92, danach nur noch mit ein paar zusätzlichen Overdubs ausgestattet. So zeigt das Album Musiker, die ihren Sound schon lange gefunden haben. Kozeleks Stimme ist freundlicher als es seine extrem persönlichen Texte eigentlich zulassen, er spielt mit der fein abgestimmten Band einen Slowcore, der die Ruhe nach dem Zusammenbruch vertont. Keiner der sechs Songs hier ist zu lang, und das obwohl der Titelsong die 10-Minuten Marke überschreitet, Riffs und Melodieführung sind angenehm, aber unter all der Schönheit liegt eine unendliche Trauer. Die Musik klingt zwar zunächst trügerisch leicht und schwebend, aber hier tritt jemand das Erbe von Joy Division an. So begannen die Red House Painters – übrigens gemeinsam mit anderen Bands wie Low oder eben diesem American Music Club etwa – eine eigene, stille musikalische Reaktion auf den lauten Grunge-Sound zu popularisieren.
Aphex Twin
Selected Ambient Work 85-92
(R&S
Rec., 1992)
Selected Ambient Works 85-92 ist ein seltsam asketisches Album mit Songs aus simplen Percussion und geisterhafte Synthesizermelodien als einzigen Komponenten. Richard D. James alias Aphex Twin ließ nur ein einziges mal ein Vocal Sample erklingen: „We are the music makers, and we are the dreamers of dreams“. Wie wahr. Diese Zusammenstellung aus Tracks aus sieben Jahren mag heute, wie so manche elektronische Musik, für Modernisten überholt klingen. 1992 jedoch waren diese Klänge – neben der Musik von Autechre oder Squarepusher – in ihrer Abstraktion der "normalen" Populärmusik revolutionär. Und man kann ihren Reiz auch heute noch nachempfinden, so man sich darauf einlässt. Aphex Twin entwickelte auf Selected Ambient... das, was I(ntelligent) D(ance) M(usic) bzw. Ambient genannt werden würde. All die seltsamen Sounds, Melodien und sich langsam verdrehenden Rhytmen waren hausgemacht und trügerisch simpel, aber das Album bot - wie es bei Alben die das Attribut „klassisch“ erhalten auch sein sollte - eine weit in die Zukunft weisende Vision davon, was - in diesem Falle elektronische Musik - sein könnte. In eine Zukunft übrigens, die Richard D. James auch noch weiter mit formen sollte.
Pavement
Slanted and Enchanted
(Matador,
1992)
Pavement hatten in den Jahren zuvor mit diversen Singles und EP's den Underground tüchtig aufgewühlt, waren bei Musikern und Radio-DJ's schon ungemein beliebt und ihre Debüt - LP wurde vorab mit soviel Lob überschüttet, dass man befürchten musste, dass solche Erwartungen nur enttäuscht werden könnten. Aber zum Glück machten Pavement dann doch alles richtig. Ihr Stil, diese Musik, die zu gleiche Teilen aus Noise und Lo-Fi zusammengesetzt war, ließ keinen Platz für plumpe Kommerzialität, und Bandchef Steven Malkmus hatte auf diversen Singles schon im Voraus bewiesen, dass er ein veritabler Songwriter war. (Singles, die im folgenden Jahr auf der trefflichen Compilation Westing (By Musket and Sextant) versammelt wurden). Und Pavement boten eine Facette des Indie Rock, die irgendwie neu und aufregend war. Auf Slanted and Enchanted wurde Popmusik auf links gedreht, Songs bekamen seltsam verdrehte und spiralförmige Strukturen, das Ganze wirkte manchmal wie eine Persiflage auf die Erwartungen, die man in Indie-Rock hatte – die Songs klangen wie eine weit entfernte College Radio Station, die immer wieder von Störungen unterbrochen wird. Und all das war auch so gewollt. Ein Klassiker des Indie Rock von einer Band, die bis zu ihrem Ende nicht aufhörte gute Platten zu machen.
Sonic Youth
Dirty
(Geffen,
1992)
Nachdem das Phänomen Nirvana die Musikwelt auf den Kopf gestellt hatte, und alternative Rockmusik auf einmal Mainstream war, wurden Wetten darauf abgeschlossen, welche Band aus diesem Umfeld als nächste den kommerziellen Durchbruch schaffen könnte – und manchen galten Sonic Youth als die hoffnungsvollsten Kandidaten. Nirvana – Mit-Entdecker, auf dem selben Label mit Ihnen, Vorbilder und Inspiration von Kurt Cobain und dessen moralischer Support, glaubwürdig und sehr alternativ – aber da haben wir schon eines der Probleme – dem breiten Publikum zu alternativ und dann auch noch wenig kompromissbereit. Sogar der Vorgänger Goo – ihr „Pop-Album“, wenn es überhaupt eines von ihnen gibt - zeigte, dass die Band ihre Ursprünge nicht in Pop oder Punk hat, sondern der weit intellektuelleren New Yorker Noise-Tradition entstammte. Jetzt bekamen sie den Nevermind-Produzenten Butch Vig an die Seite gestellt – ich denke, das war ihnen nicht einmal unangenehm - aber auch der konnte ihnen das Lärmen und das lose Improvisieren vermutlich nicht austreiben (zumal ich mir denken kann, dass der das auch nicht vorhatte). Tatsächlich klingt Dirty so, als hätten die vier Musiker versucht, die Wellen ein kleines bisschen zu glätten, den Sturm, den sie entfesseln können irgendwie zu lenken – aber andererseits waren sie eindeutig zu roh, zu noisy, zu juvenil, ihr Sound zu charakteristisch und die Band zu sehr in ihre verbogenen Harmonien und das Prinzip der Improvisation verliebt – kurz: zu cool, um sich irgendwo anzubiedern (was – ganz nebenbei – Nirvana auch nicht taten – die waren nur mit anderer Musik zur rechten Zeit am rechten Ort...). So spuckten Sonic Youth mit dem durchaus passend betitelten Dirty ein Album aus - komplett mit politischer Message, mit feministischen Statements mit durchaus ein paar produktionstechnischen Gadgets – die ihnen auch gut standen – aber eben auch mit Noise-Passagen, die so energetisch schwingen, mit Songs, die sich bemühen, ein bisschen Pop mitzuführen („Sugar Kane“) die aber dann doch wieder unter dem wunderbaren Lärm verschwinden, den Sonic Youth so perfekt zu erzeugen wissen. Statt Grunge zu imitieren verschlingen sie den Trend und spucken ihn dann halbverdaut aus. Natürlich wurde auch hier von etlichen Moralwächtern reflexhaft „Ausverkauf“ geschrien, aber natürlich verkaufte sich Dirty auch weit schlechter als die Executives der Plattenfirma es sich erhofften. Tatsächlich ist es ein wunderbares Album – eines, das Sonic Youth in der Zeit zeigt, in der sie die aktuellen Trends zwar hörten, aber daraus ihr eigenes Ding machten.
Rage Against The Machine
s/t
(Epic,
1992)
Im Vergleich zu Bands wie Faith No More und den Red Hot Chillie Peppers waren Rage Against the Machine von vorne herein extrem politisch, mit ihrem Crossover Sound näher am Rap als die „Konkurrenz“, und damit trotzdem kommerziell äußerst erfolgreich. Auf ihrem Debüt gibt es keine verhübschte Poesie, sondern glasklare politische Agitation (Auf dem Cover ist der vietnamesische Mönch Thích Quảng Đức zu sehen, der sich 1963 in Saigon aus Protest gegen die Politik der Regierung verbrannte). Sänger/ Rapper Zack De La Rocha war mit seinen politischen Botschaften Seele der Band und zugleich tragische Figur, da sein politisches Engagement von der Rasanz der Musik immer wieder erstickt wurde. Und viele der jungen Fans der Band hatten ganz einfach mehr Interesse an der Musik und an dem rasanten Groove als an den Aussagen der Texte. Eigentlich auch kein Wunder: Der Sound von RATM ist ein Mix aus knochentrockenem Funk, krachendem Metal mit den innovativen Gitarrensounds von Tom Morello, einprägsamen Riffs und explosiven Rhythmen. Das Album hat eine Dynamik, die weder die Konkurrenz, noch die Band selber jemals wieder erreichen sollte. Tracks wie „Killing in the Name“ oder „Bombtrack“ wurden zu Klassikern des Crossover – und sind – insbesondere für diese Musik, die doch so unschön gealtert ist - erstaunlich zeitlos geblieben. Die Tatsache, dass Sony – ihre Plattenfirma – Bestandteil der Großkonzerne ist, deren Allmacht sie anprangern, sollte man höflicherweise übersehen
Neurosis
Souls At Zero
(Alternative
Tentacles, 1992)
Die kalifornische Hardcore Band Neurosis hatte 1989 mit ihrem zweiten Album The Word As Law bewiesen, dass sie anspruchsvollen, schnellen Hardcore konnten, aber als kluge Köpfe wollten sie nicht stilistisch stehen bleiben und damit der Stagnation anheimfallen, die viele Kollegen der „Szene“ lähmte. Also suchten sie sich Inspiration bei anderen Musikern und Stilistiken, holten mit Simon McIlroy einen Sample-Spezialisten und Keyboarder dazu, der bislang mit Harcore nichts am Hut gehabt hatte, luden sich zu den Aufnahmen ein paar Bläser und Streicher ein – und kreierten mit dem Album Souls At Zero mal eben ein ganz neues Genre. Ja – vor diesem Album gab es noch keinen Sludge-Metal - und Post-Hardcore ? Souls At Zero ist ein Album, das Hardcore in eine ganz neue Dimension verschiebt indem es die Tempi verlangsamt, die Atmosphäre auf den Nullpunkt abkühlen lässt, dem klaren, reinen Hass psychotische und psychedelische Facetten hinzufügt. Neurosis klingen wie eine Hardcore Band, die ganz schlechte Drogen bekommen hat. Dem Album ist eine Atmosphäre unterlegt, die bislang eher bei Bands wie Joy Division oder Coil zu finden war – was sicher dem Einfluss McIlRoys zu verdanken ist. Und im Gegensatz zu etlichen Adepten, die da kommen sollten, machten Neurosis sich die Mühe, Songs zu schreiben – das hatten sie wohl noch aus der Anfangsphase behalten – und verließen sich nicht nur auf den mächtigen Sound. Damit entgingen sie einem Fehler, den viele nachfolgende Bands dieses Genres machten. So würden Songs wie „To Crawl Under One's Skin“ oder „Takeahnase“ wohl auch als Akustik-Demo's funktionieren. Tatsächlich hat Gitarrist Steve Van Till später einige feine Akustik-Alben sowie ein Townes Van Zandt Cover-Album gemacht.... Songs wie „Stripped“ etwa erinnern an die Arbeit der Swans – sie sind einfach, effektiv, und mit dem passenden Sound überwältigend. Dazu ein paar kluge Samples – etwa aus dem Nazi-Propagandafilm „Triumph des Willens“, ein Schlagzeuger, der Tribal-Rhythmen beherrscht, zerdehnte Songs und gequälte Chorgesänge und die Apokalypse naht. Souls At Zero ist Beginn und zugleich Höhepunkt einer musikalischen Richtung, die den Hörer Zu Boden drücken will. Dieses Album schafft das (Genau wie der Nachfolger Enemy of the Sun).
Beastie Boys
Check Your Head
(Grand
Royal, 1992)
Und nun zwei Alben mit der Musik, die die Neunziger in hohem Maße bestimmen wird. HipHop hat sich von der reinen Underground-Musik der Afro-amerikanischen Bevölkerung in den Vorstädten New Yorks in den letzten 10 Jahren zu einem Massenphänomen gewandelt, das die Jugend quer über den Kontinent und die Herkunft der Vorfahren beeinflusst. Es gibt inzwischen Rapper jeder Hautfarbe, die Musik ist stilistisch komplex und divers geworden, die Themen spiegeln nicht mehr nur das Leben in den Ghetto's wieder (obwohl das immer noch Hauptthema ist) und es gibt einen ganzen Haufen von tollen Alben aus allen Ecken der USA. Die Beastie Boys – drei jüdische Jungs aus New York, die mit dafür verantwortlich sind, dass HipHop jetzt auch Thema bei der „weissen“ Jugend Amerika's ist - hatten mit dem Vorgänger Paul's Boutique nach ihrem Million-Seller - Debüt einen kommerziellen (...keinen künstlerischen...) Flop gelandet und trotz des Rüclschlages warteten anscheinend nach wie vor viele Fans auf ihre Mischung aus Party, Punk und Rap. Und jetzt lieferten sie ab: Sie durften ja nicht mehr samplen, was ihnen unter die Finger kam, und daher beschlossen sie, ihre Beats und den musikalischen Background selber herzustellen, gaben den Old School Rap als Haupteinfluss auf und brauten sich eine bunte Suppe aus Soul-Jazz, Hardcore Punk, White-Trash-Metal, Arena Rock, Bob Dylan, Bossa Nova, Pop und hartem dreckigem Funk zusammen. Durch die DIY Attitüde wurden die Songs simpler, die Atmosphäre wurde zum wichtigsten Element und der Spaß wurde für alle größer. Die Vielfalt der Stile macht Check Your Head zu einem dieser Alben, bei denen die einzelnen Elemente ein größeres Ganzes bilden. Ein Album, das Spaß und Anspruch miteinander verbindet, das nie verkopft klingt, das aber die bis dato intelligenteste Form des Hip Hop bot – und dass das von vier weißen, jüdischen Jungs aus Brooklyn kam, war erst mal wirklich egal. Check Your Head wird daher zu Recht nicht als Klassiker eines bestimmten Genres angesehen, sondern ganz generell als Klassiker der Rockmusik.
Dr.Dre
The Chronic
(Death
Row, 1992)