Montag, 3. April 2017

1989 - Morbid Angel bis Burnt Offering - Der Siegeszug des Death Metal und das Ende vom Thrash

1987 hatte Chuck Schuldiner mit seiner Band Death und dem Debütalbum Scream Bloody Gore - und mit dem Nachfolger Leprosy im folgenden Jahr - den Standard für eine weitere Extrem-Metal Variante gesetzt: Man könnte behaupten, er hat ein komplettes Genre „erfunden“: Den Death Metal – der nicht zu Ehren seiner Band so heisst, sondern weil diese Form des Metal sich dem Tod in all seinen Facetten widmet, soweit sie okkult, blutig, gewalttätig, anti-religiös oder/und schmutzig sind. Dazu wurde von ihm und ein paar anderen Gesinnungsgenossen Thrash-Metal beschleunigt (was auch andere Thrasher machten...) die Gitarren tiefer gestimmt, wahnwitzige Gitarrensounds und – techniken wie „Palm Muting“ und „Tremolo Picking“ benutzt, der Drummer bekam mit rasend schnell gespielten Double Bass Drums und Blast Beats noch mehr zu tun und die im Thrash oft nur noch gebellten Lyrics wurden nun gegrunzt oder gegrowlt. Natürlich waren - wie im Thrash – Death nicht die Einzigen, die die Stilelemente des Thrash „brutalisierten“. Bands wie Venom, Possessed oder Hellhammer hatten schon zuvor den Boden bereitet, insofern ist ein Startpunkt für Death Metal genauso wenig feststellbar, wie der Beginn des Rock'n'Roll, aber nach dem ersten und zweiten Album von Death ging es mit Death Metal so richtig los, die Kollegen von Autopsy, Morbid Angel und Obituary, die Niederländer Pestilence, und noch etliche andere hatten jetzt Verträge mit den einschlägigen Labels (Earache, Roadrunner, Peaceville) und 1989 erschienen die hier unten reviewten Grundpfeiler des Genres auf Vinyl. Daher: Ab hier beginnt (für mich) der Siegeszug des Death Metal – der den Thrash-Metal über kurz oder lang überflügeln wird, der sich in diverse Mikro-Genres aufsplittet, der auch jetzt schon in Form des Grindcore (...von Bands wie Carcass im U.K., Terrorizer – die zwei Mitglieder von Morbid Angel in ihren Reihen hatten in den USA...) noch extremer betrieben wird, der im Jahr '91 einen Höhepunkt haben wird, der aber in all seinen Ausprägungen bis in die 2010er Jahre immer wieder neue interessante Alben hervorbringen wird – für den, der sich mit dieser Musik anfreunden kann.. Aber '89 ist auch eines der Jahre, in denen wieder Thrash-Metal Alben von hoher Qualität erscheinen. Da sind einige dabei, die sich in Schnelligkeit, Härte und Kraft am Death-Metal zu orientieren scheinen – siehe Beneath the Remains von den Brasilianern Sepultura. Ist das Thrash oder Death-Metal ? Den Musikern dürfte es egal gewesen sein – und Bands wie Watchtower, Annihilator, Voivod oder die Schweizer Coroner spielen eine technisch sehr anspruchsvolle Variante des Thrash-Metal, die in dieser Zeit mit den unten reviewten Alben ihren Anfang nimmt während die Thrash-“Gründerväter“ Metal Church, Exodus und Overkill auf hohem Niveau da weitermachen wo Bands wie Intruder und Burnt Offering etwas später angefangen haben – um dann aber in den 90ern erst einmal zu schwächeln.... und weil diese Entwicklungen parallel verlaufen, ist dies ein recht langes Kapitel...

Morbid Angel

Altars Of Madness


(Earache, 1989)

Wenige Alben waren für die Entwicklung des Death Metal so wichtig wie Altars of Madness. Morbid Angel setzten neben Chuck Schuldiners' Death mit High Speed Riffs und den chaotischen Soli von Trey Azagthoth einen Standard, dem haufenweise anderer Bands nacheifern sollten. Die Texte von Sänger David Vincent und Azagthoth wurden aufgrund ihrer satanistischer Thematik als extrem provokativ angesehen (dabei sind sie inzwischen - nach Black Metal - höchstens „Standard“...), und sie waren so eindeutig, dass sie niemand als Pose mißverstehen konnte. Vincents Stimme (= Growlen) klang hier höher als auf den folgenden Alben, was ein weiterer Grund sein mag, warum die skandinavische Black Metal Szene der 90er Morbid Angel auch als Vorbild bezeichneten. In ihrem Sound gab es noch reichlich Thrash-Metal Elemente, was die Band seltsamerweise immer leugnete, aber Altars of Madness ist natürlich zweifellos und eindeutig Death-Metal und hat mit „Chapel of Ghouls“ mindestens einen Klassiker des Genres an Bord. Auch wenn das Album im Vergleich zu den folgenden Werken amateurhaft aufgenommen war ist es eines der einflussreichsten Metal Alben der 80er.

Pestilence

Consuming Impulse


(Roadracer, 1989)

Die Niederländer Pestilence hattten sich schon 1986 als Thrash Metal Outfit gegründet, mit Malleus Maleficarum ein Album an der Grenze zwischen Thrash und Death eingespielt und spielten nun mit ihrem '89er Album Consuming Impulse einen der Klassiker des Old School Death Metal ein. Schon der Opener „Dehydrated“ hält sich nicht lange mit Intro oder unnötigen atmosphärischen Samples zur Einleitung auf und beginnt mit einem rasanten Riff das von hartem Bass und furiosem Drumming unterstützt wird. Dann kommt Martin von Drunen, der mit seinem eher an Thrash als an Death Metal erinnernden Gesang ohne die üblichen gutturalen Growls einen großen Einfluß auf andere Sänger in diesem Genre haben sollte Auch langsamere Stücke wie „The Trauma“ sind Death Metal von höchster Qualität. Gitarrist und Bandkopf Patrick Mameli konnte sich mit den Besten messen, war so etwas wie der europäische Chuck Schuldiner - und machte mit Consuming Impulse ein Album, das in jede Death Metal Sammlung gehört. Martin von Drunen wechselte ein Jahr später zu den ebenfalls hervorragenden Asphyx und Mameli wandte sich wie Schuldiner den technischeren Spielarten des DM zu.

Obituary

Slowly We Rot


(Roadrunner, 1989)

Slowly We Rot ist ein weiteres Album, das den Death Metal der 90er beeinflussen sollte und zu den Besten des Genres gezählt werden kann. Obituary blieben zwar nach ein paar guten Alben eher im Mittelmaß stecken und lösten sich Ende der Neunziger (zunächst) auf, aber dieses Debüt hat all die Stärken, die man bei Old School Death Metal aus Florida sucht. Insbesondere Sänger John Tardy's Gesang, - der klang als würden seine Stimmbänder verrotten - stach heraus und gab Obituary diesen charakteristischen „gory“ Sound. Die Riffs auf Slowly We Rot sind eher langsam und zäh, aber das passte zum Image dieser Version des Death Metal. Andere Bands aus Florida wie Cannibal Corpse oder Deicide sollten einen ähnlichen Sound spielen,- einen Sound der später im Sludge wieder auftauchen sollte. Neben den Vocals von John Tardy war Gitarrist James Murphy die treibende Kraft, seine Riffs waren perfekt für diese Art Musik. Grundsätzlich mögen die Unterschiede zwischen den diversen Bands des Genres dem Aussenstehenden unbegreiflich sein. Die hier getroffene Auswahl soll dennoch ein möglichst breites Spektrum des Death Metal zeigen und Slowly We Rot gehört zweifellos zu den Highlights dieser Musik.

Autopsy

Severed Survival


(Peaceville, 1989)

Severed Survival ist das Debütalbum der amerikanischen Death Metal Band Autopsy. Das Album wurde im April 1989 von Peaceville Records veröffentlicht und es klingt – auch heute noch - definitiv KRANK !! Autopsy erschufen auf diesem Album einen der ekelhaftesten Sounds in der gesamten Historie des Death Metal. Es ist ein basslastiger, schmieriger, verzerrter Sound, der zugleich jedoch so kraftvoll und brutal ist, dass er bei jedem Fan von Gore-Metal verstärkten Speichelfluß erzeugen wird. Der Bass allein läßt Boxen an die Grenzen der Belastbarkeit kommen – aber dann ist da noch Sänger/Drummer Chris Reifert: Der hatte seine Karriere als Sideman bei Death begonnen, hier bewies er dass er ein hervorragender Songwriter (für das Genre) war. Daß er neben dem Job als Drummer noch den Gesang handhaben konnte, war allein schon eine Leistung. Aber dieser „Gesang“ passte einfach perfekt zu den vollkommen geschmacklosen Splatter-Texten. Der Vergleich mit einem rülpsenden Leichnam ist der einzig passende. Severed Survival ist ein Album, das man fast meint riechen zu können, und in seiner Art ist es sowohl richtungsweisend als auch ein exzellentes Stück Death Metal – und das Plattencover ist bis heute eines der besten in diesem Genre

Carcass

Symphonies Of Sickness


(Earache, 1989)

und nun zu etwas ziemlich Ähnlichem, über das ich in einem kleinen Artikel im Jahr 1987 auch schon referiert habe: Wem das Debüt von Autopsy in all seiner Splatter-Ästhetik zu geschmacklos und ekelerregend scheint, der sollte sich das zweite Album der Goregrind Urväter Carcass besser nicht zu Gemüte führen. Sie hatten mit dem aufgrund seiner dumpfen Produktion fast unhörbaren Vorgänger die Death-Metal Facette Grindcore gemeinsam mit ihren politischen Kumpels von Napalm Death (...deren Scum und insbesondere From Enslavement to Obliteration sei hier nochmals dringlich empfohlen...) alleine definiert, nun steigerten sie den bei ihnen vorherrschenden Splatter-Faktor um einiges indem sie sich eine vernünftige Produktion leisteten. Und hier zeigte sich, was man auf dem Debüt nur mit Mühe hatte heraushören können. Unter all dem Blut und den Innereien waren Songs und Riffs in verschwenderischer Fülle zu finden. Nun klangen die Gitarren fett, das Schlagzeug spielte so schnelle Breaks, dass man nicht mehr folgen konnte, alle vier Musiker „sangen“, was bedeutete, dass man von schrillem Kreischen bis zu Growls aus den tiefsten Tiefen alles zu hören bekam. Die Musik ist höchst atmosphärisch, die Texte (natürlich getreulich abgedruckt...) sind offensichtlich dem Tagebuch eines irren Pathologen entnommen. Und Songs wie „Exhume to Consume“, oder „Ruptured in Purulence“ sind brutal, blutig, und perfekt. Die Symphonies of Sickness vertonen ein wunderbares Gemetzel.

Terrorizer

World Downfall


(Earache, 1989)

Terrorizers World Downfall sollte keinesfalls mit dem ebenso guten Altars of Madness von Morbid Angel verglichen werden. Zwar sind hier mit Pete Sandoval und David Vincent gleich zwei Mitglieder der Death Metal Pioniere vertreten, aber Terrorizer war ein Act mit vollkommen eigenem Charakter. Da die Band sich nach diesem Album auflöste (die beiden vorgenannten Musiker konzentrierten sich auf Morbid Angel, Gitarrist Jesse Pintado ging zu den britischen Brüdern im Geiste von Napalm Death und Sänger Oscar Garcia gründete Nausea) sollte World Downfall ihr einziges Statement bleiben. Die Band hatten über die Jahre etliche Demos aufgenommen und ihren politischen Grindcore in dieser Zeit zu voller Reife gebracht. 1989 gingen sie dann in ein ordentliches Studio und nahmen mit Producer Scott Burns diesen Klassiker auf. Der Grindcore, der hier gespielt wird ist pfeilschnell, hart und kompromisslos – und er hat die notwendigen Unterschiede zum anderen Act seiner Art - wo Napalm Death ihre Punk-Einflüsse haben, stehen bei Terrorizer Thrash und natürlich die logischen Death-Metal Elemente im Vordergrund. So ist World Downfall neben den Alben von Napalm Death und Brutal Truth einer der tragenden Grundpfeiler des Grindcore.

Repulsion

Horrified



(Necrosis, Rel. 1989)

,,, und noch ein Grundpfeiler des Grindcore. Das Debüt der Amerikaner Repulsion wurde tatsächlich schon 1986 aufgenommen, zirkulierte zwei Jahre lang als Cassette unter dem Titel Slaughter of the Innocent im aufgewühlten Untergrund, ehe Necrosis das Album neu mixte und produzierte, und im „aufstrebenden Genre“ Grindcore einen weiteren Meilenstein aufrichtete. Man sollte sich klar machen: Das Demo entstand ein ganzes Jahr VOR Napalm Death's Scum !! Repulsion sind somit Pioniere der ganz frühen Sorte – und sie klingen nicht weniger konsequent oder professionell (zumindest was die remixten Aufnahmen des Tapes angeht) als die anderen Urväter des Grindcore. Horrified bietet alles, was das Herz des Grindcore-Liebhabers höher schlagen lässt: 18 Blood'n'Gore-verschmierte Tracks in rasendem Tempo voran getrümmert,in weniger als einer halben Stunde mit Scott Carlson einen Sänger (und Bassisten – der übrigens auch bei Death spielte..), der äußerst angepisst klingt, einen virtuosen Drummer namens Dave "Grave" Hollingshead, der komischerweise später nirgends mehr auftaucht, einen erdigen, schmutzigen Sound und Songs, die mit ein paar „getrageneren“ Passagen sogar so etwas wie Abwechslung garantieren. Natürlich sind Tracks wie „Maggots In Your Coffin“, „Radiation Sickness“, „The Stench Of Burning Death“, oder „Acid Bath“ klischeebehaftet und nicht jedes Metal-Heads Sache, aber da ist einiges an Musikalität unter der Kruste, Grindcore – oder meinetwegen Death Metal dieser Art – war seinerzeit bewusst provokant – auf eine irgendwie kindliche Art, die (mir) bis heute Spaß macht. Horrified ist ein weiterer Klassiker in einer Musikgattung, die ein aquired taste sein mag, die aber, wenn man sich mit ihr beschäftigt, wirklich faszinieren kann. Nach diesem Album lösten Repulsion sich (vermutlich in Säure) auf, und Carlson ging zu den Doom-Meistern von Cathedral. Mit den drei hier beschriebenen Alben ist '89 ein sehr gutes Jahr für die allerhärteste Art von Metal.

Godflesh

Streetcleaner


(Earache, 1989)

und ein weiterer Beweis, dass gerade an den extremsten und härtesten Rändern des Metal Ende der Achtziger eine Revolution auf die Nächste folgt – und ausserhalb kaum bemerkt wird... Justin Broadrick hatte 1987 auf Napalm Death's zweigeteiltem Debüt Scum die harte Musik in die extremste Ecke geleitet und die erste LP-Seite mit seiner Gitarre und seinen Vocals veredelt, ehe er dann die Grindcore-Erfinder aus Birmingham/UK verließ und wieder etwas ganz Anderes – und vor Allem ganz Neues – erfand. Der Grindcore Napalm Death's war seiner Meinung nach ein finales Statement (was stimmt...) und nun steigerte er die Intensität der von ihm so geliebten Extrem- Musik, indem er das Tempo massiv drosselte und die Atmosphäre in tiefstes Schwarz verdunkelte. Godflesh machen auf Streetcleaner Musik, die nach dem Prinzip der chinesischen Wasserfolter funktioniert. Riffs kriechen dahin um endlich auf den gemarterten Schädel zu tropfen, Broadrick röhrt, die Drums klingen maschinell, der Bass dröhnt unterirdisch. Aber eine Atmosphäre wie im Doom-Metal kommt nicht auf - den Unterschied machen die Tatsachen, dass dieser Metal alle Macho-Posen vermeidet, und dass ihm der blutig grinsende Humor der Blood'n'Gore Fraktion völlig fehlt. Das hier ist wirklich so schrecklich, wie die brennenden Gekreuzigten auf dem Cover-Foto. Hier gilt: „No heroes, no missions, just a world burning to ashes“ So erfanden Godflesh mit Streetcleaner im Alleingang den Industrial Metal – und wie das bei solchen Pioniertaten vorkommt – es gibt nur noch wenige Bands und Alben, die danach diese Intensität erreichten. Kaum ein anderes Album mit vergleichbarar Musik ist so roh und pointiert. Streetcleaner baut die Brücke zwischen den 80ern mit Drum-Machines und altem Industrial und den 90ern mit seinen massiven Bässen und Dark-Ambient Klängen. Broadrick wurde bald gesuchter Gast bei Free-Jazzern wie John Zorn oder experimentierfreudigen Nicht-Metal Musikern wie Loop's Robert Hampson, Streetcleaner ist eines der wegweisenden Alben der Rockmusik

Sepultura

Beneath The Remains


(Roadrunner, 1989)

Auch die Brasilianer Sepultura waren 1989 schon eine erfahrene Band, sie hatten ihre Wurzeln im Thrash und bewegten sich mit ihrem dritten regulären Album an den Grenzen zwischen Thrash und Death Metal. Sepultura werden diesem Genre nicht zugerechnet, weil sie mit den kommenden Alben ein Feld jenseits des Death Metal beackerten, aber Beneath the Remains dürfte jedem Freund der härteren Musik gefallen, der sich für Morbid Angel, Death und Slayer gleichermaßen begeistern kann: Sie borgten von Slayer (Sound und Lyrics) und Metallica (Das Intro des Titelsongs klingt stark nach deren „Fight Fire with Fire“), aber weitere Einflüsse waren gewiss auch Celtic Frost und Crust Punk von Bands wie Amebix. Und letztlich gingen Sepultura schon hier ihren eigenen Weg, Songs wie „Inner Self“ und „Stronger Than Hate“ (mit Lyrics von Atheist's Kelly Shaefer) und vor Allem ihre kompositorische Dreifaltigkeit des Death-Thrash mit „Mass Hypnosis“, „Sarcastic Existence“ und „Slaves of Pain“ bewiesen, dass eine „exotische“ Herkunft vielleicht sogar stilistische Limitierung verhindert. Die Gitarren von Andreas Kisser, der Double-Bass von Drummer Igor Cavalera und das furiose Heulen von Sänger Max Cavalera jedenfalls machen aus diesem Album einen Grenzgänger auf höchstem Niveau.

Watchtower

Control and Resistance


(Noise, 1989)

Ähnlich wie Atheist mit Piece of Time stellen Watchtower mit ihrem zweiten Album den Standard für technisch anspruchsvollen Thrash Metal in diesem Jahr auf ein Level, das bislang unbekannt ist. Aber Watchtower waren mehr von Bands wie Rush und Queensryche beeinflusst, sie klingen auf Control and Resistance zwar härter als diese Vorbilder, aber Death Metal ist offensichtlich keine Option. Da sind insbesondere die High Pitched Vocals von Alan Tecchio, die einen großen Unterschied machen, aber auch das Songmaterial ist eher an Fusion-Rock – oder gar Jazz - orientiert und dadurch mitunter fast zu komplex und intellektuell um vom seinerzeit noch eher an rohes Fleisch gewöhnten Metal-Hörer wirklich durchschaut werden zu können. Gitarrist Ron Jarzombek ist sicher ein Genie, allerdings eines, das am Rande des Wahnsinns entlang balanciert. Seine Riffs und Leads können durchaus auch mal zugänglich sein, aber er bevorzugt zweifellos immer die kompliziertere Variante. Letztlich blieb es für Watchtower – im Gegensatz zu Atheist - beim Kultstatus. Die Band löste sich nach diesem Album auf, Control and Resistance. hat allerdings Bands wie Dream Theater oder auch die wunderbaren Meshuggah deutlich beeinflusst..

Voivod

Nothingface


(Noise, 1989)

Nothingface gilt für Viele durchaus nicht unberechtigt als das beste Voivod Album. Zu diesem Zeitpunkt wurde die kanadische Band, die es schon seit 1981gab, von Denis Belanger geführt, und sie hatten inzwischen einen eigenen Stil entwickelt, der irgendwo zwischen Progressive Rock und thrashigem Heavy Metal lag. Allerdings waren sie im Gegensatz zu Bands wie Watchtower etwa durchaus in der Lage den virtuosen Overkill zu vermeiden. Hier war es das superbe Pink Floyd Cover „Astronomy Domine“, dessen Video etliche Male bei der MTV Show Headbanger's Ball lief, das die Band erstmalig weiter bekannt machen sollte. Im Gegensatz zu vielen Bands der Stunde war der Vocal-Stil von Belanger sehr melodisch, sein Gesang beim Titelstück oder etwa „Missing Sequences“ zeigt, dass Thrash Metal auch mit „normaler“ Stime funktionieren kann, insbesondere wenn diese Stimme in der Lage ist, die Töne zu treffen und den Themen der Songs entspricht. Die Texte befassten sich mit düsteren Science Fiction Themen, und passten perfekt zum futuristischen Image der Band. Und das andre wichtige Element im Sound von Voivod sind die jazzigen Metal-Riffs von Gitarrist Denis d'Amour, die den Sound der Band komplett in eine eigene Ecke versetzte. Nothingface wurde Voivod's größter kommerzieller Erfolg und auch wenn der ganz große Erfolg immer ausblieb, die Anerkennung war groß und Metallica's Jason Newsted bezeichnete sie immer wieder als seine Lieblingsband. Kein Wunder.

Coroner

No More Color


(Noise, 1989)

Coroner sind 1989 auch schon seit sechs Jahren tätig – und gehören somit eigentlich schon zu den „altgedienten“ Thrash-Bands. Die Schweizer haben, wenn man es ehrlich betrachtet, seit Anfang der Achtziger mit Celtic Frost gemeinsam in ihrem Land für die wirklich harte Musik gesorgt, und mit ihrem dritten Album No More Color kriegen sie eine weitere Steigerung in Härte und Präzision hin. Und sie haben einen klar erkennbaren, eigenen Stil in diesem so begrenzten Genre: Da ist die blitzschnelle, sehr melodische Gitarre von Tommy T Baron, das zugegebenermaßen etwas eindimensionale, aber immer wiedererkennbare Gebell von Ron Royce und sein melodischer Bass immer in perfeker Balance mit den virtuosen Drums von Marquis Marky... und das sind eigentlich nutzlose Beschreibungen. Was Coroner eigenständig macht, sind ihre abwechslungsreichen Songs, die inzwischen halsbrecherisch komplex geworden sind, in denen arabeske Texturen genauso auftauchen können („Mistress of Deception“) wie Hardcore-Elemente. In jeden Song werden gleich mehrere melodische Riff-Abfolgen eingebaut, und alles klingt mühelos und organisch. Mit No More Color wird Thrash-Metal auf eine neue, technisch noch anspruchsvollere Ebene gehoben – und das, ohne Wucht, Energie und Ideenreichtum einzubüßen. Und mit dieser Erweiterung des Stils sind Coroner neben Voivod und Watchtower in dieser Zeit allein an der Spitze. Ich bin – wie schon oft erwähnt – wahrlich kein Freund von instrumentalem Gewichse zum Selbstzweck - und ich halte No More Color und die beiden Nachfolger Mental Vortex und Grin trotzdem für gleichwertig mit Klassikern wie Master of Puppets oder den 20 Jahre später entstandenen Alben der neuen Thrash Meistern Vektor. Dies ist also eine klare Empfehlung!

Annihilator

Alice in Hell


(Roadracer, 1989)

Die Kanadier Annihilator ernteten mit ihrem Debüt voller intelligentem melodischem Thrash Metal sofort großen Beifall in der Szene... und Alice in Hell sollte dann letztlich ihr bestes Album bleiben. Es beginnt mit einem kurzem akustischen Gitarrenintro titels „Crystal Ann“ das in den exzellenten Quasi-Titelsong „Alison Hell“ überleitet – ein psychologischer Mord-Thriller, der durch das LP Cover illustriert wird und der - soweit ich weiss - auf der wahren Geschichte eines gestörten Kindes beruht. Dass Bandkopf, Texter und Gitarrist Jeff Waters sich selber und seine Kunst sehr ernst nimmt und sich ab und an auch an den Themen verhebt, sei verziehen. Insbesondere wenn man sein versiertes Gitarrenspiel genießt und den komplexen Kompositionen lauscht, ohne auf die überfrachteten Texte zu achten. Dass er im Textblatt jeden Song kommentiert, dass er mit „Ligeia“ auf Edgar Alln Poe Bezug nimmt ist spätestens dann egal, wenn man bedenkt, was im Thrash wie im Death Metal mitunter an unausgegorener Lyrik vorkommt – zumal es auch Momente des selbstkritischen Humors gibt – siehe „Word Salad“ oder „Schizos Are Never Alone“ Und der Closer „Human Insecticide“ ist wie der Opener des Albums ein Meisterstück mit seinem rasanten Tempo und seinen halsbrecherischen Breaks. Mit dem spektakulär benannten Randy Rampage hatte Waters auch klugerweise einen versierten Sänger mit an Bord seiner „Band“ - wobei zu sagen ist - Alice in Hell ist kein wirkliches „Band-Album“. Annihilator war im Grunde ein Solo Projekt von Waters, der alle Songs schrieb, produzierte und letztlich fast alle Instrumente selber einspielte. Vokalist Rampage (übrigens vorher Bassist bei der legendären Vancouver Hardcore Band D.O.A.), Drummer Ray Hartmann, Bassist Wayne Darley, und der zweite Gitarrist Anthony Greenham waren reine Mietmusiker und verließen die Band noch vor dem zweiten Album.

Intruder

A Higher Form Of Killing


(Metal Blade, 1989)

Intruder stammen aus der Country Metropole Nashville und ihre Mitglieder waren allesamt Veteranen in diversen lokalen Punk und Metal Outfits, ehe sie sich bei Intruder zusammentaten. Sie spielten von Metallica und Megadeth inspirierten Thrash Metal und fügten Elemente hinzu, die man heute als Progressive Metal bezeichnen würde. Die phänomenale Virtuosität von Gitarrist Arthur Vinett, das kehlige Grollen von Sänger James Hamilton und das Songwriting von Drummer John Pieroni waren die tragenden Elemente in ihrem Sound. Der Titel des Albums entstammte einem Standardwerk über biologische Kriegsführung und die Lyrics auf A Higher Form of Killing vermischen Angst vor dem technologischen Overkill mit den Science-Fiction Visionen von Bands wie Voivod. Das prophetische „The Martyr“ vergleicht islamische Selbstmordattentäter und radikale christliche Fundamentalisten – zu einer Zeit, als das bei weitem nicht so aktuell war, „Genetic Genocide“ behandelt Genmanipulation – zehn Jahre bevor das Thema aktuell wurde, beide Songs stehen am Angfang des Albums - und versprechen mehr, als die gesamte LP dann halten kann. Der Höhepunkt auf Seite 1 dieses Thrash – Roh-Diamanten jedoch ist das Cover des Monkees Songs „(I'm Not Your) Stepping Stone“. Die Tracks der zweiten LP-Seite sind auch sehr gut, aber eben keine weitere Steigerung. Immerhin: A Higher Form of Killing ist Thrash in seiner intelligentesten Form, Intruder gelang noch ein feiner Nachfolger, aber den Durchbruch schafften sie nicht und so lösten sie sich 1992 – als Thrash unmodern wurde - zunächst auf..

Sodom

Agent Orange


(Steamhammer, 1989)

Es gibt in Deutschland die Thrash Institution Kreator, es gibt Destruction (die ich nicht so toll finde) und es gibt Sodom... und danach kommt lange Nichts (...ehe ich Mekong Delta oder Tankard sagen würde – die ich aber nicht weiter erwähnen will...). Die Gelsenkirchener sind in meinen Augen die einzige ernsthafte Konkurrenz zu Kreator – und das vor Allem wegen ihrer beiden besten Alben Persecution Mania (87) und Agent Orange. Letzteres ist das bessere der beiden, wobei die Unterschiede graduell sind. Dem Trio Tom Angelripper (b, voc), Chris Witchhunter (dr, perc) und Frank Blackfire (g) gelang es mit diesen beiden Alben einen eigenen Sound zu kreieren, sich von der Konkurrenz abzusetzen und Songs (oder meinetwegen „Riffs“) zu schmieden, um die sie etliche Bands aus den USA vermutlich beneidet hätten. Sie brauten auf diesen beiden Alben ein simples und effektives Rezept zusammen, mit dem Thrash-Metal entweder gelingt, oder zu einem langweiligen Brei zerkocht. Angelripper bellt Texte – hauptsächlich über die schmutzigen Seiten des (Vietnam) Krieges - Blackfire hat einen erkennbaren, blitzschnellen Stil, wenn er seine Soli herausschießt, Bass und Drums sind präzise, kraftvoll und können alle Tempi, und das wichtigste sind die Songs, die auf Agent Orange etwas ausgereifter sind als auf dem Vorgänger, dafür (wie so oft in solchen Fällen) etwas an naivem Ungestüm verloren haben. „Magic Dragon“ hat viele Tempowechsel und sehr „technische“ Passagen, der Opener und Titelsong ist einer der gelungensten klassischen Thrash-Songs, auch das Motörhead-ähnliche „Ausgebombt“ wurde zum Klassiker – das Album ist einer der Gründe, aus denen man diese Musik liebt - oder hasst, wenn man harte Musik an sich nicht mag. It's thrash as thrash can.

Exodus

Fabulous Disaster


(Music for Nations, 1989)

Plattencover im Heavy Metal sind ja schon ein Kapitel für sich. Aber das, was hier zu sehen ist, gehört zu den unsäglichsten Fehltritten die möglich sind. Der Schriftzug – na ja, da lassen sich die diversen Bands ja gerne kindliches einfallen. Aber das Bandfoto am Tresen ist wirklich unglaublich lächerlich. Und ich denke - die wiederkehrend schlechten Covermotive sind mit ein Grund für den mangelnden Erfolg dieser hervorragenden Thrash-Band, die es zumindest zu Beginn durchaus auch mit Metallica oder Megadeth aufnehmen konnte. Ihr drittes Album ist der Höhepunkt in ihrer Entwicklung – und es ist gegen den Trend der Zeit eines, das weniger ernsthaft und politisch ist, eher Booze und Party feiert – wobei es auch auf Fabulous Disaster mit „The Last Act of Defiance“ einen Track über einen gewaltsamen Gefängnisausbruch gibt, und der Titeltrack den Horror des Krieges beschreibt. Aber der wunderbare Kracher „Toxic Waltz“ ist auf der schlauen Seite des Spasses – und einer DER Thrash-Songs... Der Rest des Albums ist etwas durcheinander – ein Cover des War Klassikers „Low Rider“, epischer technical Thrash bei „Like Father, Like Son“, kontrollierte Gewalt bei „Verbal Razors“, nochmal höhnische politische Kommentare bei „Corruption“.. und all das vorgetragen von der schmutzigen und immer leicht wahnsinnigen Stimme von Steve Souza und garniert mit den so famosen wie unentbehrlichen Gitarrenduellen von Gary Holt und Rick Hunolt – kurz gesagt: Fabulous Disaster ist trotz des Covers ein quintessenzielles Thrash Album, das Alles bietet, was Thrash bieten kann. Ihr Debüt Bonded By Blood, mag einheitlicher und härter gewesen sein, aber dieses Album ist Thrash in allen leuchtenden Facetten, quasi ohne Fehler – aber dann verliefen Exodus sich erst einmal in den Wirrungen der Neunziger...

Metal Church

Blesing in Disguise


(Atlantic, 1989)

Metal Church hatten sich mit dem gleichnamigen Debüt ('84,,, auch mit dämlichem Sleeve Design...) und dem Nachfolger The Dark ('86) an der Spitze des Thrash Metal etabliert – aber '87 verließen mit Gitarrist und Hauptsongwriter Kurdt Vanderhoof und mit Sänger David Wayne zwei der wichtigsten Mitglieder die Band. Und trotzdem gelang es den drei verbleibenden Musikern erfolgreich neu zu starten. Die Ersatzmänner hatten einfach auch Qualität – der neue Ex-Heretic Sänger Mike Howe kam mit schriller, eher an klassischem Metal geschulter Stimme daher, die zu den neuen Tracks hervorragend passte – zumal Metal Church von Beginn an starke Heavy Metal Einflüsse in ihrem Sound hatten. Und der neue Gitarrist John Marshall hatte nicht umsonst als Guitar Technician bei Metallica gearbeitet, er konnte Vanderhoof adäquat ersetzen. Der epische Album Opener „Fake Healer“ trifft den Stil der alten und der neuen Metal Church perfekt – nah am klassischen Metal, aber mit der Härte des Thrash Metal. Ihr bisheriges Pfund - das Songwriting - hatte die umformierte Band jedenfalls nicht verloren. (Wobei anzumerken sei, dass Vanderhoof an sieben der neun Songs mitgeschrieben hatte...) Blessing in Disguise ist ein gelungener Hybrid aus Heavy, Speed und Thrash Metal, mit etlichen gut ausbalancierten Songs, mit regelrechten Hits wie der (unerlässlichen) Power-Ballade „Anthem to the Estranged“, mit wunderbaren Instrumental-Passagen und sogar einem gelungenen reinen Instrumental (dem rasanten „It's a Secret“) und dem catchy „Badlands“. Der Band gelang es FAST ein Hit-Album zu machen, und noch galten sie als ernsthafte Konkurrenz zu Metallica – aber Vanderhoof blieb im Hintergrund, das nachfolgende Album gelang nicht mehr ganz so gut, und Thrash wurde in den Neunzigern vom Death Metal hinweggefegt – so dass Metal Church trotz diverser Reunions und Comebacks immer in der dubiosen zweiten Reihe der Thrash-Bands dieser Welt blieben. Wer (...immer mal wieder) Thrash in gelungener Form hören will, möge dieses (und die anderen hier reviewten) Alben anhören

Overkill

The Years of Decay


(Megaforce. 1989)

Overkill's '88er Album Under the Influence war ein Album des Überganges gewesen. Thrash war inzwischen nicht mehr „revolutionär“, Metallica und Slayer hatten die meisten Lorbeeren gesammelt und Overkill waren nun mit Exodus und Metal Church in der etwas unbefriedigenden zweiten Reihe etabliert – und Schlüsselmitglied und langjähriger Drummer Rat Skates war gegangen...Also: Entweder aufgeben oder sich noch mehr anstrengen. Das neue Line-Up hatte im letzten Jahr durch intensives Touren zueinander gefunden und mit Terry Date bekamen sie für das vierte Album einen jungen, aufstrebenden Produzenten an die Seite gestellt, der schon Metal Church's Blessing in Disguise zusammengebaut hatte, und der sich bald mit Acts wie Pantera oder Soundgarden einen Namen machen würde... Auf The Years of Decay perfektionierten Overkill ihren Stil aus punkigem Thrash und Black Sabbath Verehrung, und das Album zeigt die Stärken und die Schwächen der Band – so wie es für die Eigenschaften aller Bands aus dieser ominösen zweiten Reihe steht. Es bleibt fast komplett im hermetischen Metal-Kosmos, den insbesondere Metallica inzwischen schon zu erweitern begannen – zum Ärger der „True Metal“ Fraktion und zur Freude der Massen... Dabei ist The Years of Decay sogar sehr abwechslungsreich für ein Thrash-Album. Es gibt full shred Thrash wie „I Hate“, „Time to Kill“ und „Elimination“, es gibt das sehr schwere, zehnminütige „Playing With Spiders/ Skullkrusher“ und mit dem Titeltrack einen Song, der zumindest als Ballade beginnt, und am Ende des Albums wieder einen hervorragenden, energetischen Thrasher wie „E.vil N.ever D.ies“... Es ist für mich wenig verständlich, warum Overkill (oder Metal Church) über die Jahre weniger erfolgreich blieben als Metallica (und Slayer). Vermutlich liegt es daran, dass sie nicht – wie Metallica eben – den „Crossover“ so sehr versuchten und wollten wie ihre Konkurrenten. Und ab diesem Album stagnierten sie (auch wenn der '91er Nachfolger Horrorscope ein sehr gelungenes Album ist...) – ähnlich wie Exodus und Metal Church – über Jahre hinweg. Was wiederum heisst – für einen recht langen Zeitraum ist hier Thrash Metal an seinem Höhepunkt... und an einem Endpunkt angelangt.

Burnt Offering

s/t


(Walk Thru Fyre, 1989)

...auf die LP-Cover-Problematik bin ich weiter oben (bei Exodus...) schon mal eingegangen. Es gibt auch „passendes“ und somit gelungenes Sleeve-Design im Metal – zum Beispiel das Cover der Thrash/Death Band Burnt Offering aus Rivergrove, Illinois (nahe Chicago). Die hatten für ihr Debüt ein Cover ohne alle Farben des Spektrums gewählt, ohne unbeholfen dargestellte Menschen, nur mit einem an HR Giger angelehnten triefenden Maul mit gefletschten Zähnen und mit lesbarem Bandnamen. Das reicht doch!! Dass Band und Album (trotzdem) obskur blieben, lag wohl an der ungünstigen Kombination aus ländlicher Herkunft, schlechter Promotion, zu kleinem Label, zu roher Produktion (...was ich eher als positiven Faktor ansehe...) und natürlich der damaligen Inflation von Musik der härteren Gangart – die zu diesem Zeitpunkt ja (noch) nicht den Mainstream erreicht hatte. Mangelndes Talent, oder schlechte Songs jedenfalls kann man Burnt Offering nicht vorwerfen – sie ragen aus der Masse durch ihren eigenen Stil zwischen Hardcore, Thrash und Death Metal heraus. Sie sind roh, aggressiv, immer am Rand des Chaos, haben mit Hal Shore einen Hardcore-Shouter, der ab und an in Death Metal Growls verfällt, mit Jim Martinelli einen Lead-Gitarristen, der ebenfalls nah am Hardcore angesiedelte Soli spielt, die überraschend songdienlich sind und eine Rhythm Section die krachend dahin poltert, ohne die Kontrolle zu verlieren. Die Songs sind durchweg schnell, erinnern an alte Slayer, haben die erforderlichen Mosh-Parts, und lassen mit Mitgröhl-Passagen eher an die Großstadt als an Felder und Wälder denken. Songs wie „Leatherface“, „Beware the Axe“ und „Slaughterhouse Grizzle“ erreichen mitunter fast Autopsy- oder Carcass-Terrain – und hatten in Demo-Form immerhin den Untergrund mächtig aufgewühlt. So sah es zunächst auch nach einer Karriere aus – sie tourten mit Death, Dark Angel, Kreator, Coroner und Candlemass und sammelten Fans – aber das Management versagte, das Label ließ sie im Stich und ein Jahr nach Album-Release gab die Band desillusioniert auf. Zwar taten sie sich elf Jahre später wieder zusammen, aber ich denke, außer einem harten Kern von Fans fiel das dann niemandem mehr auf. So steht Burnt Offering für die unzähligen weniger bekannten Alben in all den Nischen des Metal. Jeder wird da einen obskures Lieblingsalbum finden – und Burnt Offering ist meines für 1989...


.und es gibt natürlich noch etliche andere erwähnenswerte Alben – Testament's Practice What You Preach, Bolt Thrower's Death Metal von Realm of Chaos, Savatage's Theater-Metal von Gutter Ballet, Candlemass' Doom auf den Tales of Creation (das reviewe ich vielleicht sogar noch...), Helstar's Nosferatu, Kreator's Extreme Agression ….aber ich bin wählerisch. Letzteres zum Beispiel ist schlechter als Sodom's Agent Orange, Helstar mag ich nicht etc pp... Und all diese Alben würden sowieso den Rahmen sprengen... und Kings X, Fates Warning, Dream Theater, Primus, Ministry etc kommen anderswo vor.










Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen