In diesem Jahr beginnt der sinnlose Falklandkrieg zwischen England und Argentinien und Israel zettelt den Libanon-Krieg an, um die Palästinensische Befreiungsorganisation PLO zu zerschlagen, In Deutschland wird nach einem Misstrauensvotum gegen den bisherigen Kanzler Helmut Schmidt und dessen SPD/FDP Koalition der konservative Oggersheimer Saumagen Helmut Kohl (für eine Ewigkeit) zum Bundeskanzler der damaligen Bundesrepublik gewählt. Zugleich findet die größte Friedensdemo Deutschlands gegen die atomare Aufrüstung der NATO und gegen US Präsident Ronald Reagan statt – die wohl hauptsächlich diejenigen besuchen, die Kohl NICHT gewählt haben. Das erste Kunstherz wird erfolgreich eingepflanzt und der erste Commodore 64 Computer kommt auf den Markt, im Kino läuft „Poltergeist“ von Steven Spielberg und „Blade Runner“ von Ridley Scott und Gabriel Garcia Marquez erhält den Literaturnobelpreis für seinen Roman „Hundert Jahre Einsamkeit“. Lightnin' Hopkins, Thelonius Monk, Alex Harvey und der Pianist Glenn Gould sterben. Mit Thriller von Michael Jackson erscheint eine der erfolgreichsten Platten der Pop-Geschichte (über deren Qualität ich berichten werde, obwohl ich sie nicht mag), in New York beginnen Menschen mit einer ganz neuen Art von Musik. Sie reimen über Beats und Tonspuren verschiedenster Quellen Texte, die sich mit ihrem Leben im Ghetto befassen – aber diese ersten Schritte des HipHop sind noch unbeholfen und finden - bis auf das erste echte HipHop Album von Grandmaster Flash - hier keinen Platz . Der amerikanische Underground ist aber auch in anderen Bereichen ziemlich rege, zwar kommerziell (noch) nicht sonderlich erfolgreich, aber mit einigen sehr interessanten Platten von Acts wie Mission of Burma, Descendents, Bad Brains etc.... Die etablierten New Wave Bands der letzten Jahre aus dem United Kingdom hingegen scheinen (mit Ausnahmen) nichts wirklich Neues mehr zuwege zu bringen, dafür erreicht die New Wave of British Heavy Metal - ausserhalb der Coolness Fraktion – einen klaren Höhepunkt mit ein paar ganz hervorragenden Alben. Bruce Springsteen überrascht mit seinem kargen, reduzierten Meisterstück und das Folk-Ehepaar Richard & Linda Thompson vertont spektakulär das Ende seiner Ehe und auch Lou Reed ist wieder da und Captain Beefheart meldet sich noch einmal, ehe er sich ganz der bildenden Kunst zuwendet. '82 dst kein Jahr mit vielen - , aber dafür mit einigen sehr guten Platten - die 80er eben – die ja auch so unnötiges hervorbringen wie die „Supergroup“ Asia, oder den Wohlfühl-Pop des Alan Parsons Project oder den künstlerischen Niedergang und kommerziellen Aufstieg von Steve Miller, Paul McCartney. Joe Cocker oder Fleetwood Mac (Deren Alben aber - wie so Vieles - irgendwann auch wieder eine Neubewertung erfahren – diese Moden...!). Egal... die gute Musik kommt ab hier.
Bruce Springsteen
Nebraska
(CBS,
1982)
Zwischen November 1957 und Ferbruar 1958 ermordeten der 19-jährige Charlie Starkweather und seine gerade mal 14 Jahre alte Freundin Caril Ann Fugate während eines Trips durch die USA elf Personen. Die Gründe für ihre Taten sollten allerdings für Immer im Unklaren bleiben: Als der Richter sie in der Befragung zum Prozeß darauf ansprach, antwortete der junge Starkweather: "Well Sir, I guess that's just a lot of meanness in this world". Starkweather endete in seiner Heimatstadt Lincoln, Nebraska auf dem elektrischen Stuhl, die Geschichte ging in das Unterbewusstsein Amerika's ähnlich ein, wie die Story von „Stagger Lee“. Bruce Springsteen hatte die düstere Story – und noch ein paar andere Moritaten - in Songs gefasst und zuhause auf 4-Track-Tapes nur mit Gitarre und Mundharmonika aufgenommen. Mit diesen Tapes ging er ins Studio um den Nachfolger zu The River mit der E-Street Band einzuspielen. Aber er fand auf den Demo-Tapes etwas ganz besonderes, es herrschte eine Stimmung, die er – wie er klugerweise fand - mit seiner Band nie genau so reproduzieren konnte: Eine desolate, düstere Atmosphäre, die für Songs wie Diese einfach perfekt war. So entschied er sich, nicht etwa die fertigen Aufnahmen mit der Band zu veröffentlichen (bei denen ganz nebenbei schon „Born in the U.S.A.“ enthalten war), sondern das Album in dieser rohen Form freizugeben. Nebraska.- Eine Platte, schlecht aufgenommen, kaum gemastert, heimgesucht von den Geistern des amerikanischen Albtraums. Genau deshalb: Ein Meisterstück.
Richard & Linda Thompson
Shoot Out The Lights
(Hannibal,
1982)
Auch Shoot Out the Lights behandelt wahrhaftig keine besonders angenehmen Angelegenheiten.Es scheint ein klassisches Trennungsalbum zu sein – und tatsächlich lag die Ehe zwischen Richard und Linda Thompson zum Zeitpunkt der Veröffentlichung in Trümmern, und unweigerlich meint man dies aus den Songs herauhören zu können. Tatsache aber ist: Die meisten Songs zu diesem Album waren schon zwei Jahre zuvor mit Gerry Rafferty als Produzenten aufgenommen worden – und darüber, ob die Beziehung des Paares da schon so desolat war, wie es nach den Themen ihrer Songs scheint, kann man nur spekulieren. Ich gebe zu bedenken, dass die Lyrics der beiden nie sonderlich aufbauend waren. Richard Thompson war mit der ersten Version des Albums so unzufrieden, hatte vor Allem Rafferty's zeitraubenden Perfektionismus so satt, dass er froh war, als ihn Folk-Spezialist Joe Boyd auf seinem Hannibal Label einlud, die Songs komplett neu aufzunehmen. Tatsache ist gleichfalls, daß Linda Thompson bei den neuen Aufnahmen kaum mehr in der Lage war, zu singen, sie war schwanger und hatte eine Art Stimm-Blockade – was man den Songs allerdings nicht anhört. Jedenfalls passten die desperaten Texte nun besser zu Beider emotionalem Zustand und nach der anschliessenden Tour zum Album trennte sich das Ehepaar und Linda Thompson stoppte ihre Karriere für über 20 Jahre. Das Wichtigste aber ist: Shoot Out the Lights gehört zu den besten Platten der 80er - mindestens. Vom aufwühlenden „Walking on a Wire“ über das zärtliche „Just the Motion“ bis zum bis zum finsteren „Wall of Death“ ist hier jeder Song perfekt geschrieben, wütend, aufwühlend und schmerzhaft emotional - und dann ist da noch das zentrale Titelstück mit seinem apokalyptischen Gitarrenworkout. Das finale Meisterstück eines Musiker-Paares, das nie etwas Schlechtes hervorbrachte, und das hier grandios in Flammen aufging.
The Cure
Pornographie
(Fiction,
1982)
Nach dem grauen Bleiklumpen Faith nun ein noch düstereres Werk von The Cure. Pornography ist - wie der Vorgänger - so etwas wie Proto-Goth-Rock, und wurde zur damaligen Zeit - auch genau wie der Vorgänger - von der Kritik zerrissen, aber von den Fans in die Top Ten gekauft. Und von den Fans wird Pornography nach wie vor als Klassiker der Band betrachtet - was inzwischen die Journalistenzunft immerhin auch (an)erkannt hat. Ja, der Sound ist verwaschen, die Songs mäandern um kreiselnde Gitarrenfiguren. Da ist zu viel von Allem, nur machmal zu wenig Song, aber das macht den Reiz dieser Platte aus... Und dieses Album bietet sogar ein paar Veränderungen! Wo Faith nur melancholisch war, ist Pornography auch noch eiskalt, die Atmosphäre um einige Facetten reicher, nicht mehr so monochrom grau, sondern mit Schattierungen von Schwarz durchsetzt. Und dass Robert Smith nicht in der Lage war, seine Pop-Sensibilität, sein Händchen für gute Melodien komplett auszuschalten, war wieder deutlicher zu bemerken. „The Hanging Garden“ wurde zum Hit, aber man fragt sich, was man zu dieser Musik machen kann.... Ganz langsam tanzen? Nachdenken? Sterben? Für Viele ist diese LP – mehr noch als der Vorgänger - kathartisch, und eben das macht ihren Reiz aus. Man muß erst einmal durch diesen Brocken hindurch - und hoffen, dass dort am Ende ein Licht zu finden ist.
Elvis Costello & The Attractions
Imperial Bedroom
(F-Beat,
1982)
Das beste Album Elvis Costello's zu finden ist schwierig,. Es gibt zu viele Kandidaten für den Spitzenplatz, aber sein siebtes Album - Imperial Bedroom - hat gute Chancen ganz oben zu rangieren. Er hatte Punk – dem er sich nie wirklich zugehörig fühlte - ganz schnell hinter sich gebracht, auf dem letzten Album seinen Country-Heroen gehuldigt und in der Zwischenzeit wohl ausreichend Material für ein Meisterstück angesammelt. Dafür versammelte er seine Attractions um sich, holte ein paar Bläser dazu, und zeigte was für Variationsmöglichkeiten er inzwischen drauf hatte. Immer noch war er gallig und voller Zorn, aber selten vertonte er das besser als bei „Shabby Doll“, dagegen war „Almost Blue“ traurig, „Beyond Belief“ voller Verve, und die Texte trafen da, wo es wehtat. Es ist ein Album mit Pop im klassischen Tin Pan Alley Stil, die Musik fließt bei aller Komplexität mühelos und elegant, so sehr, dass man die bitteren Texte fast überhört und die Band spielt mit einer energetischen Virtuosität, die im Punk unerwünscht wäre.... dazu hatte mit Geoff Emerick der Ton-Ingenieur der Beatles bei Sgt. Peppers produziert, und der veredelte Songs wie „Town Cryer“ mit singenden Strings. Imperial Bedroom ist auf jeden Fall Costellos ambitioniertestes Album - und er scheiterte nicht an den Ambitionen. Zum Beweis: Uptempo-Songs wie „The Loved Ones“ und „Man Out of Time“ oder Charakterstudien wie „The Long Honeymoon“ und das oben schon genannte „Shabby Doll“ mit der Selbstbezichtigung: „Being what you might call a whore/ always worked for me before“ - Nur mit dem 86er Album Blood & Chocolate hat er meiner Meinung nach noch einmal ein so perfekt durchdachtes Album gemacht – seiner Stimme allerdings kann ich bis heute nichts abgewinnen. Der Punkt, der mich bei seiner Musik am meisten stört...
XTC
English Settlement
(Virgin,
1982)
XTC hatten wischen 1978 und 1980 in kürzester Zeit vier Alben veröffentlicht, waren trotz Andy Partridges katastrophaler Bühnenangst Live unterwegs gewesen – und waren danach offenbar ziemlich ausgebrannt. Also nahmen sie sich 18 Monate Auszeit, gingen ins Studio, um all ihre Ideen etwas besser auszuformulieren und veröffentlichten ein Mammutwerk. 72 Minuten Pop in Perfektion mit wachen, politischen Texten und einer gewaltig erweiterten Klangpalette - was auch der einzige Kritikpunkt hier sein dürfte – manchmal wird der Song den Sounds zuliebe weiter ausgedehnt als es ihm gut tut. Andy Partridge selber nannte das Studio nicht umsonst einmal einen Süßwarenladen, in dem er an keiner Leckerei vorbeigehen kann. Aber was macht es denn auch, wenn eine Pretiose wie „Senses Working Overtime“ eben nicht nur 2 1/2 Minuten dauert... und auch „Melt the Guns“ mag lang sein, aber es ist ein so effektives wie effektvolles Anti-Kriegs Statement in musikalischer Form. English Settlement hat schon Vieles, was XTC's spätere Alben ausmachen sollte, aber noch sind sie heiterer, noch näher an Alben wie Drums and Wires und noch sind ihre Inspirationen und Einflüsse aus mittelalterlichen Madrigalen und psychedelischer Musik nur im Hintergrund. Aber diese Musik ist schon rhythmisch ungemein ausgeklügelt („Jason and the Argonauts“), Colin Moulding erweist sich endgültig als ebenbürtiger Songwriter neben dem Exzentriker Andy Partridge und mit dem finalen „Snowman“ ist einer der besten Songs von XTC dabei. Und „bester Song“ - das will bei dieser Band einiges heißen.
ABC
The Lexikon Of Love
(Vertigo,
1982)
Und hier eines der typischsten 80er Alben auf diesen Seiten: Für manche mag diese Art von Popmusik mit ihrer sehr in ihrer Zeit gefangene Art des Sound-Designs mit Plastikdrums und Synthies das Gegenteil von guter Musik sein (… oder es ist gerade wieder modern....), aber es gibt auf The Lexicon of Love eine solche Dichte an perfekten Pop-Songs, wie sie nur auf wenigen anderen Platten der 80er zu finden ist. ABC waren das Produkt von Sänger Martin Fry - einem Bryan Ferry-Afficionado - und dem Produzenten und ehemaligen Buggles-Musiker Trevor Horn. Dass das komplette Image – schickere Anzüge als Spandau Ballet, opulenter arrangierte Songs - reine Attitüde war, wurde schnell klar wenn man bedachte, dass ABC aus der Industriestadt Sheffield stammten, wo die dekadent-romantische Attitüde der Musiker eher Spott erzeugt hätte. Fry und Horn legten mit diesem Album den Grundstein zu ihrer jeweiligen Karriere, wobei Horn als Produzent später weit erfolgreicher werden würde. Auf diesem Album unterlegte er Martin Fry's affektierten Gesang mit harten Beats, Synthesizer-Sounds und der Orchestration von Anne Dudley, und genau diese Songs sind das unschlagbare Argument für das Album. The Lexicon of Love warf 4 Top-Ten Hits ab, aber fast alle Songs hätten Hits werden können: „Poison Arrow“ und „The Look of Love“ haben sich erstaunlich gut gehalten – und das, obwohl oder geade weil sie immer wieder im Formatradio gedudelt werden und so im kollektiven Gedächtnis geblieben sind. Es ist eben Sentiment mit Stil -und das funktionierte genau ein Album lang perfekt.
John Cale
Music For A New Society
(ZE
Rec., 1982)
Music for a New Society hat aus verschiedenen Gründen einen massiven Kult-Status in der Diskografie John Cale's. Zum einen war es über lange Jahre nur als LP erhältlich und zum anderen gilt es als eines von Cale's extremsten Alben – an denen seine Diskografie nicht arm ist – und zugleich als eines seiner Schönsten. Die Bedingungen waren 1982 eigentlich gar nicht so schlecht. Die Vorgänger Honi Soit und Sabotage/Live - auf Cale's eigenem Label veröffentlicht - waren recht erfolgreich gewesen, aber in letzer Zeit war Cale allein ohne Begleitband aufgetreten, und so war die Idee naheliegend, ein Album nur mit Piano aufzunehmen. Sein neuer Label-Chef schlug vor, die Songs dazu live zu improvisieren. Eine Erfahrung, die Cale schließlich schon einmal bei Nico's Marble Index gemacht hatte. Nun aber war er Schreiber, Arrangeur und Ausführender in Einem. Cale selber bezeichnete diese Erfahrung später zwar als „tortouos“, war aber zugleich stolz auf das Ergebnis. Die Musik ist minimalistisch, selbst wenn er sich bei „Changes Made“ vom Blue Öyster Cult Gitarristen Allan Lanier begleiten lässt, und auch wenn Percussion hier und da so etwas wie Struktur andeuten. Die Songs sind fragmentarische, bis auf die Knochen enfleischte Ideen, am besten erkennbar beim desperaten „Close Watch“, das er auf Helen of Troy weit ausführlicher dargeboten hatte, das hier auf's Allernotwendigste reduziert in noch dunklerer Schönheit strahlt. Da ist der Opener „Taking Your Life in Your Hands“, der so ruhig, elegant und zurückhaltend klingt, der aber dahinter die Geschichte einer Mutter verbirgt, die Selbstmord begehen will. Die Schönheit der Arrangements und die angedeuteten Melodien verhüllen kaum die Düsternis der Lyrics. Cale's getriebene Stimme evoziert Desaster an allen Fronten und es endet mit der Vorhersage einer kalten Welt - „a stronger world, a stronger loving world... to die in.“ Dass Music for a New Society nicht den erhofften Erfolg hatte, wird somit an seiner Position ausserhalb der Rockmusik liegen. Scott Walker's Tilt fällt mir als Vergleich ein, aber das kam Jahrzehnte später. Cale verlegte seine Musik danach in die Karibik – Music for a New Society bleibt ein dunkel schimmernder Solitär, die 2006er Reissue mit Neubearbeitung lohnt allein wegen des Originals.
Kate Bush
The Dreaming
(EMI,
1982)
The Dreaming war der nächste Schritt in der musikalischen Emanzipation der Kate Bush. Sie hatte eine für diese Zeit erstaunliche Unabhängigkeit zur Realisierung ihrer künstlerischen Visionen erlangt. Ihr nun viertes Album wurde - nachdem sie Never For Ever Co-produziert hatte - von ihr selber produziert, sie hatte den Fairlight Computer mit all seinen Möglichkeiten entdeckt – und nutzte ihn nach Herzenslust. Ein Gerät, das dem Album natürlich ein heutzutage etwas altbacken klingendes Sounddesign verpasst haben könnte – aber das ist erstaunlicherweise egal. Den Ideen und Songs auf The Dreaming steht vermutlich jedes Gewand. Kate Bush konnte nun ganz einfach alles nach ihren ganz persönlichen Vorlieben gestalten, ein Privileg, das ihr so Mancher nicht gönnen wollte, und eines, das das Album auch heute noch in seiner Bewertung zu belasten scheint. Dabei gibt es nichts Schöneres, als ihr dabei zuzuhören, wie sie die Grenzen ihrer Stimme immer weiter auslotet, wie sie beim Titelstück mit der Musik der australischen Aboriginies experimentiert – und es ihr sogar gelingt, sich deren atmosphärische Schwingungen zu Eigen zu machen. Die Single „Ther Goes a Tanner“ oder „Suspended in Gaffa“ sind wunderbar versponnener Pop, das gespenstische „Get Out of My House“ behandelt Steven Kings Shining - und es ist wenig erstaunlich, dass Musikerinnen wie Björk oder Suzanne Vega The Dreaming als eines ihrer liebsten Alben bezeichnen. Es ist ihre endgültige Emanzipation als Künstlerin und es schlägt für mich sogar knapp den Nachfolger Hounds of Love..
The Fall
Hex Enduction Hour
(Kamera,
1982)
Warum The Fall (erst) jetzt hier ? Weil Hex Enduction Hour, ihr viertes Album, die erste Platte ist, die ich mir von The Fall gekauft habe und weil sie unabhängig davon zu ihren Besten gehört – streng-genommen sind die ersten SIEBEN Alben unverzichtbarer Bestandteil im Kanon der kompromisslosen, intelligenten, linken, unterhaltsamen, schwierigen etc - Pop Musik nach Punk - und etliche danach gehören auch noch dazu. Kein Wunder das Mark E. Smith vom Geschmacks-Weltmeister und Kult DJ John Peel kritiklos bewundert wurde. Und Hex... beginnt dann auch noch mit dem passend benannten „The Classical“ und seinem wunderbaren Basslauf. Da gibt es „Hip Priest“, das zum Kotzen und atonal und zugleich unverschämt eingängig ist. Da ist Smith's verärgerter Sprech-Gesang – er singt nicht, er ruft laut – dem man selbst wenn man nicht auf die Worte achtet anhört, dass er vor Zynismus trieft. Dann kommt „Fortress / Deer Park“, das mit einem Zitat von Trio's „DaDaDa“ beginnt, dann kommt irgendwann der Marsch durch den „Winter“ – und die Band spielt diese so lose Musik zugleich erstaunlich tight und kraftvoll, insbesondere der omnipräsente Bass ist wundervoll. Man sagt ja, The Fall gehören zum - oder spielen - Post-Punk, aber diesem Begriff wurden sie nur aufgrund der zeitlichen Zusammenhänge zugeordnet, sie hatten im Grunde von Beginn an alle stilistischen Fesseln gelöst. Ich denke Smith – der The Fall IST – entstammt zwar einer gewissen gesellschaftlichen Schicht und auch einer gewissen Zeit mit all ihren Einflüssen, aber er nutzte von Beginn an äußerst selbstbewusst alle Stilmittel und Themen, die ihm gerade passend erschienen und er hätt zu jeder Zeit einzigartig geklungen: Es gibt Rockmusik, es gibt Post-Punk - und es gibt The Fall.
The Gun Club
Miami
(Animal,
1982)
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